Der Airline-Markt ist in Bewegung
Alexis von Hoensbroech, CEO Austrian Airlines, begann seinen Vortrag bei der abta-Jahrestagung in Baden mit einer guten Nachricht für die Reisemanager: „Die Luftfahrt ist und bleibt ein Wachstumsmarkt.“
Derzeit fliegen pro Jahr 4 Milliarden Menschen, so Hoensbroech. „Das globale Passagieraufkommen verdoppelt sich seit 1970 in etwa alle 15 Jahre, und das nicht nur wegen Low Cost, sondern vor allem wegen der Menschen, die noch nie geflogen sind: Von fünf Leuten saßen vier noch nie in einem Flugzeug“.
Weniger gut sei, dass sich die Luftfahrt nur beschränkt für Investments eigne, infolge ausgeprägter Zyklen (auf und ab) und des enorm großen Kapitaleinsatzes, der in dieser Branche erforderlich sei. Die fünf großen Airlines Europas von insgesamt 250 erwirtschaften mit 51% Marktanteil eine Rendite von nur 6,5%, in Nordamerika beherrschen die „Big 5“ rund 78% des Marktes und kommen immerhin auf eine Rendite von 13,2%.
Begrenzter Luftraum und Klimaschutzziele
Eine große Herausforderung sei auch der begrenzte Luftraum. Dadurch verschlechtere sich die Pünktlichkeit, was an dem gewaltigen Wachstum in Europa aber auch zum Teil am Wetter liege. Es ergebe sich ein Problem der Slotverteilung in den immer enger werdenden Lufträumen. „Die schlechte Pünktlichkeitsrate (2018: 76%) lässt sich nicht gut verbessern, diese schwierigen Rahmenbedingen werden noch die nächsten Jahre andauern“, so Hoensbroech. Die LH Gruppe habe durch Bereitstellung von 37 Reserveflugzeugen für diesen Sommer jedenfalls vorgesorgt.
Eine weitere Herausforderung sei der Klimaschutz. „Die Luftfahrtindustrie ist der einzige globale Verkehrsträger, der sich eigene Ziele gesetzt hat“, so Hoensbroech. Bis 2050 solle der CO2-Ausstoß um die Hälfte reduziert werden, dies hänge aber von der technischen Entwicklung ab. Der österreichische Markt und der Flughafen Wien weise - im Gegensatz zu den vergleichbaren Flughäfen München und Düsseldorf - eine starke Nachfragestruktur mit einem hohen Anteil an Touristen aus, überdies eine starke Saisonalität (Sommer hoch, Winter niedrig), daher schreibe man im Winter meist Verluste. Zudem komme ein hoher Anteil an Privatreisenden, die weniger bezahlen als Geschäftsreisende – dies führe dazu, dass die Preise durchschnittlich um 20% niedriger seien als in München, die Kosten aber höher.
Hub-Carrier in Wien
Austrian habe sich daher schwer getan, schwarze Zahlen zu schreiben. Zudem sei Österreich ein sehr zentral aufgestelltes Land, die Flugreisenverteilung sei viel mehr Hauptstadt-lastig als in Deutschland: 85% aller Passagiere besteigen ihr Flugzeug in Wien, nur 15% in anderen Flughäfen. Wien werde derzeit stark von Low Cost Carriern umkämpft, es gebe ein Wachstum von 60% gegenüber dem Vorjahr. Die AUA erziele daher im Kontinentalgeschäft schlechtere Ergebnisse, positioniere sich aber als erfolgreicher Hub-Carrier in Wien, biete attraktive Angebote, verbinde Österreich mit Europa und der Welt. Ziel sei es, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren (schlank und kostengünstig): Bei Netzwerk und Flotte werde die Komplexität reduziert, das Angebot hingegen sogar erhöht. Wien solle größere Flugzeuge erhalten, als Erfolgsfaktoren nennt Hoensbroech innovative Produkte und Servicequalität.
Das Segment Corporate Reisen bleibe eine zentrale Stütze der LHG, das Firmengeschäft mache ca. 40% des Umsatzes aus. Das Wachstum liege bei 7% pro Jahr, etwas unterhalb der Privatreisen (9%). EZ