Air Berlin: Lufthansa bietet nicht für die Langstreckenflotte
Bei der insolventen Air Berlin könnte heute eine Vorentscheidung über den Verkauf an Investoren fallen. Die drei Gläubigerausschüsse des Dachkonzerns, der deutschen Gesellschaft und der Techniksparte sollen nach Informationen aus Branchenkreisen zu entsprechenden Beratungen zusammenkommen.
Am vergangenen Freitag war die Bieterfrist abgelaufen. Eine endgültige Entscheidung über den Zuschlag dürfte der Air-Berlin-Aufsichtsrat wohl zwar erst am Montag, dem 25. September, kurz nach der deutschen Bundestagswahl treffen. Für den formalen Beschluss könnten nun aber schon die Weichen gestellt werden, hieß es. Wo und wann die Gläubiger tagen, war zunächst nicht bekannt.
Ein Gesamtverkauf der bisher zweitgrößten deutschen Airline an eine andere Fluggesellschaft gilt wegen der dann hohen Marktmacht des neuen Eigentümers als eher unwahrscheinlich. Mehrere einzelne Bieter hoffen daher auf Teile von Air Berlin. Kandidaten sind etwa die Lufthansa-Tochter Eurowings, die British-Airways- und Iberia-Mutter IAG, Easyjet sowie ein Bündnis aus Condor und Niki Lauda, dem Gründer der Air-Berlin-Tochter NIKI.
Lufthansa will die Hälfte
Lufthansa rechnet sich trotz ihres hohen Marktanteils in Deutschland gute Chancen für eine Übernahme von bis zu 80 der insgesamt 144 Flugzeuge der insolventen Air Berlin. „Viel mehr werden wir kartellrechtlich nicht machen können", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Einschließlich aller Umsteigflüge habe die Lufthansa-Gruppe in Deutschland einen Marktanteil von 34%. Dieser Wert werde auch für die Kartellbehörden entscheidend sein. Deshalb sei Lufthansa optimistisch, dass das, was sie sich vorstellt, genehmigungsfähig sei, so Spohr.
Eine Entscheidung darüber, ob die Lufthansa bei der erwarteten Aufteilung von Air Berlin in diesem Umfang zum Zug kommt, sei nach der heutigen Sitzung des Gläubigerausschusses dann am Montag zu erwarten. Spohr nannte erstmals offiziell Details seines Angebots: Priorität habe für die Lufthansa, sich die 38 Maschinen von Air Berlin zu sichern, die schon für die Lufthansa-Tochter Eurowings geleast wurden. Dazu sollten 20 bis 40 weitere Maschinen für Kurz- und Mittelstrecken kommen.
Kein Gebot für die Langstreckenflotte
Für die mittlerweile schon größtenteils stillstehenden Langstreckenmaschinen der Air Berlin habe er nicht geboten, ergänzte Spohr. Die Langstrecke bei Eurowings solle in Düsseldorf und Berlin aus eigener Kraft wachsen. In den vergangenen zwölf Monaten seien im Konzern bereits 40 neue Flugzeuge angeschafft worden. Auch in den kommenden Jahren solle fast jede Woche eine Neuanschaffung zum Ausbau oder Ersatz alter Maschinen hinzukommen.
Lufthansa habe sich Spohr zufolge sowohl auf ein Gelingen als auch auf ein Scheitern des Air-Berlin-Verkaufs vorbereitet. Der Lufthansa-Chef bekräftigte, dass es in der "am stärksten zersplitterten Branche" eine Konsolidierung geben müsse. Dabei wolle die Lufthansa eine aktive Rolle spielen. Das Selbstbewusstsein des deutschen Marktführers ist nach zwei Jahren mit Rekordgewinnen gewachsen. Spohr ist auch für 2017 nach eigenen Worten zuversichtlich. An seiner guten Laune sei zu erkennen, dass dieses Jahr noch deutlich besser laufe als schon die letzten beiden Rekordjahre. (apa/red)