JetClass: Der Privatjet wird zur „neuen“ Business Class
Flüge im Privatjet, die nicht mehr kosten, als die Business Class auf dem Linienflug. Geht das? Ja, sagt ein junges Startup aus Wien. Die beiden Gründer von JetClass, Wagas Ali und Vladislav Zenov, haben tma ihr revolutionäres Geschäftsmodell auf einem Flug im Privatjet nach London erklärt.
750 Euro hin und zurück kosten derzeit die günstigsten Linienflüge zwischen Wien und Warschau in der Business Class. Bei JetClass bezahlt der Kunde 780 Euro pro Person – oder 390 Euro oneway – und fliegt dann in einem vier-, sechs- oder achtsitzigen Privatjet.
Das Geschäftsmodell, das solche Preise möglich macht, basiert auf einer ganz einfachen Erkenntnis: Was Privatjets so teuer macht, sind nicht die Flüge selbst, sondern die langen Stehzeiten auf den Flughäfen, bis die Kunden wieder ihren Rückflug antreten. So ist ein Privatjet im Durchschnitt nur 30 bis 40 Stunden pro Monat in der Luft. JetClass legt daher für jede Strecke exakte Abflugzeiten fest und mietet den Jet nur für den Flug selbst. Vom Zielflughafen geht es dann sofort mit neuen Passagieren wieder zurück – praktisch ohne Wartezeiten.
Die Flüge sind dabei nicht nur über die Website www.jetclass.com buchbar, sondern auch über die GDS und alle wichtigen Buchungsportale, wie Expedia, Booking, Skyscanner oder Swoodoo. Sobald ein Kunde einen Flug bucht, findet dieser auch garantiert statt. Hat er Glück, sitzt er vielleicht sogar allein im Privatjet – oder er muss ihn sich eben mit drei bis sieben anderen Passagieren teilen.
Künstliche Intelligenz als Basis
Warschau ist zwar derzeit (noch) die einzige Destination, die Jet- Class ab Wien anbietet, aber nicht die einzige in Europa. Denn das Startup hebt auch schon in London, Paris, Brüssel, Amsterdam, Hannover, Berlin, Köln, Stuttgart, Straßburg, Zürich, Genf, Nizza, Marseille und Mailand ab.
Allerdings werden von diesen Flughäfen immer nur jene Routen aufgelegt, auf denen die Linienflüge in der Business Class besonders teuer sind. Wer will, kann so beispielsweise um 290 Euro oneway von Zürich nach Brüssel fliegen oder um 390 Euro von Köln nach Paris. Aber nicht von Zürich nach Wien oder von Paris nach Warschau.
Klingt kompliziert? Ist es auch. Denn dahinter steckt eine ausgeklügelte Software mit neuester künstlicher Intelligenz, die so noch vor zwei Jahren völlig undenkbar gewesen wäre: Sie ermittelt die Preise aller Linienflüge innerhalb Europas für die nächsten Wochen und schlägt danach von selbst Routen vor, die sich für JetClass lohnen könnten. Zusätzlich macht sie auch Vorschläge für interessante Strecken, die derzeit von keiner Airline angeboten werden.
Ein kongeniales Duo aus Wien
JetClass wurde erst im Juni dieses Jahres von einem kongenialen Duo gegründet: CEO Wagas Ali und President Vladislav Zenov haben einander schon während ihrer Schulzeit in Wien kennengelernt und nun entdeckt, dass sie einander perfekt ergänzen. Der aus Indien stammende IT-Spezialist Wagas Ali kümmert sich von Dubai aus um die Software und der aus Russland stammende Privat- Jet-Experte Vladislav Zenov von Moskau aus um die Bereitstellung der Flugzeuge.
Am Firmensitz in Wien ist mit Florian Schramböck ein weiterer Experte mit jahrelanger Branchen-Erfahrung für das „Strategic Business Development“ zuständig. Im August hoben die ersten Flüge ab. „Mittlerweile haben wir gesehen, dass unser Geschäftsmodell funktioniert. Dem Wachstum steht daher nichts mehr im Wege – und wir sind gut darauf vorbereitet“, sagt Wagas Ali.
Die nächsten zwei Jahre kann er auf einen russischen Investor bauen – und spätestens dann will er gewinnbringend arbeiten. Die Flüge zwischen Wien und Warschau stehen übrigens vorerst bis Ende Februar 2018 immer am Montag, Mittwoch und Freitag um 390 Euro oneway in den Systemen. Wer schon immer mal mit einem Privatjet fliegen wollte, sollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. (red)