Tourismuspolitischer Aschermittwoch des Travel Industry Club
Der Travel Industry Club Austria lud zum tourismuspolitischen Aschermittwoch ins Wiener Kempinski. Die Grundlage für eine lebhafte Diskussion bildeten das neue Regierungsprogramm, der 2018/19 entwickelte PlanT und die Vision, Österreich zur nachhaltigsten Tourismusdestination zu entwickeln.
In Ihrer Keynote gab Sektionschefin Ulrike Rauch-Keschmann ein Update zum "PlanT", der ein integrierter Bestandteil des Regierungsprogrammes ist. Das neu formierte Bundesministerium sei für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus zuständig, was die Umsetzung einer nachhaltigen Tourismuspolitik fördere. Da Tourismuspolitik Ländersache sei, nehme der Bund aber nur eine beratende und koordinierende Funktion ein.
Unter dem Motto „Tourismusstandort attraktiv gestalten“ definierte sich das Destination Management gerade neu, so Rauch-Keschmann. Ausbildung und Arbeitsmarkt seien zentrale Anliegen, um dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Zudem werde ein neues System mit ökonomischen, ökologischen und sozial-kulturellen Indikatoren die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele messbar machen.
Mobilität als Knackpunkt
Die Österreich-Urlauber vertrauen zum überwiegenden Teil auf ihr eigenes Auto. 50% der Emissionen im Tourismus lassen sich auf den Verkehr zurückführen. Zur Erreichung der Pariser Klimaziele müsse man daher Mobilität neu denken, meinte Dr. Dagmar Lund-Durlacher von der Modul University Vienna. Darüber hinaus seien eine kurze Anreise und die Verlängerung der Aufenthaltsdauer weitere Lösungsansätze.
Insbesondere im ländlichen Raum gäbe es sehr oft keine Alternative zum Auto, betonte Thomas Reisenzahn von der Prodinger Tourismusberatung. In die gleiche Kerbe schlug Sepp Schellhorn, Hotelier und NEOS-Tourismussprecher: „Stellt doch endlich die Dieselförderung und den damit verbundenen Tanktourismus ab“, forderte er.
Kein Tourismus ohne Einheimische
Tourismus ohne Einheimische funktioniert nicht. Die Gesinnung und die Wertschätzung, die man der Branche entgegenbringt, sollte regelmäßig erhoben werden, um rechtzeitig zu agieren, so Schellhorn: "Destinationen sind nicht nur Attraktionen für Touristen, sondern auch Lebensräume für Einheimische".
Dass man diese Menschen mitnehmen müsse, sickere aber erst langsam durch, erklärte Rauch-Keschmann. Attraktive und qualifizierte Arbeitsplätze - insbesondere für Frauen - könnten ein Ansatz sein, um die Landflucht zu vermeiden. „Mehr Netto vom Brutto“ sei eine weitere Möglichkeit, Arbeitskräfte anzulocken und die Lebensqualität der Einheimischen durch den Tourismus zu verbessern.
Geht es noch ein bisschen konkreter?
Im neuen Regierungsprogramm würden viele Punkte angesprochen, aber die Konkretisierung fehle, kritisierte Sepp Schellhorn und verwies darauf, dass das Wort „Evaluierung“ insgesamt 246 Mal im Text vorkommt. Peter Buocz ergänzte, dass mit dem Förderwesen viel bewegt werden könne, um Verteilungsgerechtigkeit zu erzielen.
Landwirtschaft und Tourismus sollten sich hier auf Augenhöhe begegnen. Rauch-Keschmann gab ein Bekenntnis zu familiengeführten Unternehmen ab, weil damit den Nachhaltigkeitszielen am besten entsprochen werde. Die Entwicklung der ländlichen Regionen werde allerdings nur dann gelingen, wenn zeitgemäße Infrastruktur zur Verfügung steht, meinte sie. (red)