Experte zu Austrian: Anteile für Retter sind durchaus legitim
Der österreichische Wirtschaftsexperte Marcus Scheiblecker hält eine Staatsbeteiligung an Austrian Airlines für gerechtfertigt. Es sei durchaus legitim, dass sich der Retter - also in diesem Fall der Staat - Anteilsrechte sichere, so Scheiblecker zur Austria Presse Agentur (APA).
Austrian Airlines verhandelt wegen der Coronavirus-Pandemie über eine Rettungspaket - kolportiert sind 800 Millionen Euro. Für Scheiblecker ist eine Gegenleistung naheliegend: "Wenn der Staat ein Unternehmen rettet, hat er aus ökonomischer Sicht das Recht, etwas dafür zu verlangen. Da dies aufgrund der angespannten Lage derzeit nicht möglich ist, kann dies auch später - wenn sich die Wirtschaft wieder erholt hat - erfolgen", erklärt der Ökonom.
Bei einer staatlichen Beteiligung sollte der Hintergedanke allerdings weniger der Einfluss auf unternehmerische Entscheidungen sein, sondern Dividenden oder Bewertungsgewinne zu lukrieren, argumentiert Scheiblecker. Auch in Großbritannien überlege der Staat bereits, bei British Airways, Virgin, Ryanair und EasyJet einzusteigen, verweist der Volkswirt auf das Vorgehen anderer Länder.
Frage der Bedeutung und der Fairness
Ob einem Unternehmen überhaupt in einer nicht-konjunkturbedingten Schwächephase wie der Corona-Krise geholfen werden soll, hänge davon ab, was sich der Staat davon verspricht. Generell sei die Frage zu beantworten, ob es fair sei, dass der Steuerzahler eine Unternehmensrettung bestreitet, von der dann die Investoren profitieren. Wäre da eine Kapitalerhöhung mit privaten Investoren nicht besser? Ja, natürlich, so Scheiblecker, aber: "Offenbar besteht gerade kein Interesse."
Der Ökonom hält es jedenfalls für richtig, dass der Staat einspringt, weil sich diese durch die Pandemie ausgelöste Krise von anderen konjunkturellen Einbrüchen grundlegend unterscheidet. Dieses Mal sei keine Blase geplatzt.Es sei daher geboten, die bestehende Struktur zu bewahren und so vielen Unternehmen wie möglich zu helfen die Krise durchzustehen. Abgesehen von der Geldpolitik sei dabei vor allem die Fiskalpolitik gefordert. (apa/red)