Offener Brief der heimischen Reisebranche an die Regierung
Der unterschiedliche Umgang mit Reisebeschränkungen, Testpflicht und Quarantäne in Europa sind Auslöser für die anhaltende Verunsicherung im Tourismus. Das steht in einem offenen Brief von WKO, ÖRV, ÖVT, Flughafen Wien, Austrian Airlines und Amadeus an die österreichische Regierung.
„Die heimische Tourismusbranche braucht dringend Ihre Unterstützung. Die Wiedereinführung zahlreicher Reisewarnungen und komplizierter Einreisevorschriften durch eine Vielzahl der EU-Mitgliedsstaaten verhindert eine nachhaltige Erholung des Tourismussektors auf breiter Ebene“, heißt es in dem Brief.
Solange EU-Mitgliedsstaaten unkoordiniert eigene Einreisevorschriften mit unterschiedlichen Regelungen für PCR-Tests und Quarantänemaßnahmen sowie eigenmächtig Reisewarnungen erlassen, werde sich an dieser Verunsicherung und dem damit verbundenen Ausbleiben von Buchungen nichts ändern, so die Unterzeichner.
Einheitliches Vorgehen gefordert
„Damit die Tourismusbranche endlich wieder durchstarten kann und somit österreichweit rund 280.000 Arbeitsplätze gesichert werden, braucht es ein europaweit abgestimmtes einheitliches Vorgehen hinsichtlich neuer Reisewarnungen sowie ein europaweit geltendes System zur Testung von Reisenden, um die Reisefreiheit wieder umfassend herzustellen“, schreiben die Stakeholder weiter und formulieren dazu auch Forderungen.
- EU-weit einheitliche Vorgangsweise bei Reisewarnungen und Einreisebestimmungen: Durch klar definierte Vorgaben soll Planbarkeit für die Unternehmen geschaffen werden kann. Bei Reisewarnungen sollte der Fokus auf die regionale Lage gelenkt werden - und nicht für ganze Staaten.
- Günstigere Corona-Tests: Die Kosten für PCR-Tests sind derzeit vielerorts noch sehr hoch. Darüber hinaus bestehen große Preisunterschiede zwischen verschiedenen Staaten - von 35 bis 150 Euro.
- Schnellere Testauswertung: Zwischen der Durchführung eines Corona-Tests und dem Vorliegen der Testergebnisse liegen derzeit in der Regel mehrere Tage. Da bei der Einreise aber zumeist aktuelle Tests verlangt werden, ist eine raschere Testauswertung essenziell.
- Länderübergreifende Anerkennung der Corona-Tests: Derzeit stellen EU-Mitgliedsstaaten unterschiedliche Anforderungen an Corona-Tests. Besonders restriktiv ist beispielsweise Belgien, das nur Tests akzeptiert, die im eigenen Land durchgeführt wurden. Zumindest EU-weit sollten sich die Mitgliedsstaaten auf die gegenseitige Anerkennung von durchgeführten Corona-Tests verständigen.
- Testen statt Quarantäne: Einige Staaten in Europa sehen selbst bei einem negativen Testergebnis eine Quarantäne vor. Durch Corona-Tests vor der Abreise und nach der Wiedereinreise kann ein hohes Niveau an Sicherheit geschaffen und damit die Notwendigkeit einer Quarantäne für Reisende verhindert werden.
- Digitalisierung bei der Verarbeitung von Testergebnissen: Derzeit müssen in vielen EU-Mitgliedsstaaten ärztliche Zeugnisse, Einreiseerklärungen etc. in analoger Form vom Reisenden erbracht werden. Unklar ist, wie mit diesen Informationen weiter verfahren wird. Die Mitgliedsstaaten sollten hier digitale Lösungen forcieren, die einen sinnvollen Informationsaustausch zwischen Ausreise- und Einreisestaat, Flughafen, Airline und Reiseveranstalter ermöglichen.
- Internationales Contact Tracing: Derzeit liegen - wenn überhaupt - nur nationale Strategien zum Contact Tracing vor. Grenzüberschreitende Methoden würden helfen, die Wege des Virus nachzuzeichnen und allenfalls betroffene Kontaktpersonen zu schützen.
Tourismus am stärksten betroffen
Schon heute sei klar, dass die Tourismusbranche von allen Wirtschaftstreibenden am stärksten von der Covid-19 Krise betroffen ist, betonen die Verfasser des Briefs. Ändere sich in den kommenden Wochen und Monaten nichts am „Fleckerlteppich“ von unterschiedlichen Einreisebestimmungen und Reisewarnungen, würden allein in Österreich hunderttausende Existenzen auf dem Spiel stehen.
Unterzeichnet haben Mag. Gregor Kadanka (Obmann im Fachverband der Reisebüros in der WKÖ), ÖVT-Präsidentin Phillies Ramberger, ÖRV-Präsident Dr. Josef Peterleithner, Bernhard Brauneder (General Manager Amadeus Austria), Dr. Günther Ofner (Vorstandsdirektor des Flughafen Wien) und Stephan Linhart (Head of Sales bei Austrian Airlines). Der offene Brief steht hier zum Download zur Verfügung. (red)