Branchen-Barometer: So (schlecht) geht es Österreichs Hotellerie
Wie eine aktuelle Umfrage der BDO Austria Gruppe zeigt, ist die Stimmung in der heimischen Tourismusbranche nach wie vor getrübt. Besonders die Förderungsmaßnahmen sorgen bei vielen Unternehmern für Unmut.
"Bei der Vielzahl an Maßnahmen ist es für die Unternehmer nur sehr schwer möglich, im Förder-Dschungel den Überblick zu bewahren. Neben der hohen Komplexität lassen die Auszahlungen teilweise sehr lange auf sich warten und sind von hohem bürokratischen Aufwand geprägt“, fasst Hotellerie-Experte Wolfgang Mader, Partner bei BDO, die Lage zusammen.
Dementsprechend gaben im BDO Branchenbarometer nur rund 29% der Befragten an, dass die aktuellen Maßnahmen ihrer Meinung nach ausreichend sind, wobei auf die hohe Komplexität der Situation hingewiesen wurde. Weitere 29% empfinden die Maßnahmen als nicht ausreichend. Die meisten Befragten (42%) äußersten sich dahingehend, dass sie die Förderungen als ungerechtfertigt einstufen, da es teilweise zu Unter- bzw. in manchen Fällen auch Überförderungen kommt.
Kleinere und mittlere Unternehmen im Vorteil
"Die Förderungen waren bei kleineren und mittleren Unternehmen insbesondere für November und Dezember 2020 mit dem Umsatzersatz recht großzügig - und auch derzeit werden mit einer Kombination aus Fixkostenzuschuss und Ausfallbonus bis zu einer Förderhöchstgrenze von 1,8 Millionen Euro mehr als nur die bloßen Fixkosten gedeckt“, präzisiert Mader. Bei größeren Unternehmen werden durch den Verlustersatz allerdings effektiv nur 70% des steuerlichen Verlustes bis zu maximal 10 Millionen Euro abgegolten.
Zudem verfestigt sich derzeit die Rechtsmeinung, dass im Fall von angeordneten Schließungen nicht die volle Miete zu bezahlen ist. Im Februar 2021 gaben jedoch noch 32% der befragten Unternehmer an, dass bezüglich der Miet- und Pachtzahlungen noch immer keine Einigung erzielt wurde. Bei 31% wurden die Zahlungen gestundet. Nur 14% der Betroffenen konnten einen Nachlass erwirken.
Viele befürchten Pleiten und Übernahmen
Zwar hatten im Februar 2021 knapp 61% der Teilnehmer angegeben, noch keine Bankenfinanzierung beantragt zu haben. Die Aussichten für die Zukunft sind dennoch wenig optimistisch. Nur 6% gehen derzeit davon aus, dass die Situation mithilfe der Förderungen gelöst werden kann. 28% glauben an ein Überleben des Großteils der Betriebe, während 66% mit Pleiten bzw. Übernahmen rechnet.
Die Umfrage wurde im Februar 2021 im Rahmen des Webinars „Verzögerter Neustart für die Hotel- und Tourismusbranche – Lösungen und Zukunftsvisionen“ durchgeführt. Live zu den Förderungen befragt wurden 214 Teilnehmer aus der Hotel- und Tourismusbranche. Die Umfrage ist daher als nicht repräsentativ, sondern als aktuelles Stimmungsbild zu verstehen. (red)