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abta Business Lounge: Wieviel der grüne Wandel die Luftfahrt kostet

Unter dem Titel „Fit for 55“ lud die abta zu einer Online Business Travel Lounge zum Thema „Nachhaltigkeit in der Luftfahrt“. Walter Reimann, Austrian Airlines VP International & Aerpolitical Affairs, referierte zur Frage, was der „Europäische Plan für den grünen Wandel“ für die heimische Luftfahrt bedeutet.

Im Rahmen des Green Deals hat sich die EU bekanntlich das verbindliche Ziel gesetzt, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Als Zwischenschritt sollen die Emissionen bis zum Jahr 2030 um mindestens 55% reduziert werden.

In seinem Vortrag ging Reimann vor allem auf die bevorstehenden neuen Regulierungen zu diesem Thema ein. Die Luftfahrt - „in der Öffentlichkeit gern als Klimasünder Nr. 1 hingestellt“ (O-Ton Reimann) - produziere weniger CO2-Ausstoß als allgemein angenommen. Dieser liege weltweit unter 3% - also deutlich hinter der Industrie oder dem Autoverkehr.

Lufthansa Group sieht Eigenverantwortung

Die Lufthansa Group sei natürlich sehr bemüht, auf diesem Gebiet etwas zu tun. Man sehe sich in der Eigenverantwortung, weil man der nachfolgenden Generation einen lebenswerten Planeten hinterlassen möchte und auch weil weltweit die Regulierungen durch die staatlichen Gesetzgeber voranschreiten, betonte Reimann. Diese betreffen vor allem den CO2-Ausstoß, aber auch den Lärm.

Die EU-Kommission hat im Rahmen des Green Deals unter dem Titel „Fit for 55“ neue Parameter gesetzt. Reimann griff die drei Pakete heraus, von denen die Luftfahrt betroffen ist - die Revision des Europäischen Emissionshandelssystems (EU-ETS), die Beimischungsverpflichtung (ReFuelEU) und die Kerosinsteuer. Alle drei Instrumente bedeuten für die europäische Luftfahrt erhebliche Mehrkosten.

Wettbewerbsverzerrungen als großes Problem

„Die EU-ETS Revision als erster Block im Legislativ-Paket ist ein wichtiges Ziel. Sie begann bereits 2012 und wird auch von uns unterstützt“, so Reimann. Hier gebe es allerdings die Problematik der Wettbewerbsverzerrungen, da das System nur für innereuropäische Flüge gelte und somit Fluggesellschaften außerhalb der EU davon profitieren. Hier bedürfe es noch einiger Anpassungen.

Die Beimischungsverpflichtung als zweiter Block sehe die Einführung einer SAF-Quote (Sustainable Aviation Fuels) ab 2025 vor: Nachhaltige Flugkraftstoffe seien aber erheblich teurer als fossile Kraftstoffe. Die Einführung der Quote ohne Ausgleichsmechanismus verzerre daher ebenfalls den Wettbewerb mit außereuropäischer Konkurrenz und verlagere Verkehre aus der EU, warnte Reimann.

Massive Kritik an der geplanten Kerosinsteuer

Der dritte große Block plane die Einführung einer Kerosinsteuer. Diese werde von den europäischen Airlines sehr kritisch gesehen, denn sie bedeute eine enorme Kostenbelastung für die europäische Luftfahrt, erschwere den EU-Airlines Investitionen in nachhaltige Technologien, Flottenerneuerung und SAF und bringe keinen zusätzlichen Lenkungseffekt.

Ein wichtiger Punkt bei der Diskussion um die Kerosinsteuer sei in diesem Zusammenhang das „gold-plating“ - also die Forderung nach höheren Standards: „Die EU sieht für die Mitgliedsstaaten nur einen Minimum-Steuersatz vor. Die Länder können den Satz jedoch beliebig erhöhen, auch Österreich will darüber hinausgehen, was für unseren Standort extrem nachteilig sein würde“, erklärte Reimann.

Massive Mehrkosten für die EU-Airlines

Alle Implikationen insgesamt würden jedenfalls massive Mehrkosten für europäische Airlines, europäische Airports und die EU als Wirtschaftsstandort bedeuten, so Reimann. Die Lufthansa Group unterstütze zwar das Leuchtturm-Projekt „Fit for 55“ an sich - aber nur, wenn ein fairer Wettbewerb gewahrt bleibe.

Angesichts der geplanten SAF-Beimischungsverpflichtung sollte man laut Reimann die Produktion von alternativen Treibstoffen ankurbeln, denn SAF sei derzeit nur in äußerst limitierter Menge vorhanden und sechs- bis achtmal so teuer wie Kerosin. Hohe SAF-Kosten würden vor allem Interkontinental-Flüge aus der EU am härtesten treffen.

Bis zu 3,5 Milliarden Euro pro Jahr

Als anschauliches Beispiel gab Reimann eine Einschätzung der voraussehbaren Kostensteigerung für die Lufthansa Group bis 2035: Die Mehrkosten der „Fit for 55“-Maßnahmen würden 2025 rund 600 Millionen Euro pro Jahr betragen, 2030 bereits 1,5 Milliarden Euro und 2035 sogar 3,5 Milliarden Euro.

Für Austrian Airlines seien die Mehrkosten beim Emissionshandel pro Jahr vor der Pandemie relativ mit rund 10 Millionen Euro überschaubar gewesen. Bei Zunahme des Verkehrs käme es aber zu einer Verlagerung des Wachstums auf der Langstrecke hin zu außereuropäischen Hubs. Ein Lösungsvorschlag wäre daher, faire und überprüfbare Ausgleichszahlungen zu leisten, um den Wettbewerbsnachteil für EU-Airlines zu kompensieren. (red)





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