Volle Flieger bringen Austrian Airlines wieder zurück auf Kurs
Starke Buchungseingänge sorgen bei Austrian Airlines erstmals seit Beginn der Pandemie wieder für schwarze Zahlen. Gleichzeitig fanden im ersten Halbjahr 2022 knapp 99% aller Flüge planmäßig statt. Das berichtete CEO Annette Mann anlässlich der Präsentation der Halbjahres-Bilanz.
In den Sommerpeak-Wochen bietet Austrian Airlines inzwischen wieder knapp 87% der Vorkrisenkapazität an, über das gesamte erste Halbjahr 2022 waren es 68%. Der positive Buchungstrend spiegelt sich auch in einem Gewinn von zwei Millionen Euro im zweiten Quartal wider.
Aufgrund des schlechten ersten Quartals und massiv gestiegener Kerosin-Ausgaben weist das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Adjusted EBIT) im ersten Halbjahr aber einen Verlust von 106 Millionen Euro aus - jedoch mit einer deutlichen Verbesserung gegenüber 2021, als zu diesem Zeitpunkt ein Verlust von 198 Millionen Euro in den Büchern stand.
Austrian sieht sich „gut aufgestellt“
„Austrian Airlines ist dank voller Sommerflieger eindeutig wieder im Steigflug. Die anhaltende Pandemie, massiv gestiegene Treibstoffkosten sowie konjunkturelle Unsicherheiten stellen uns aber weiterhin vor sehr große Herausforderungen“, betonte Annette Mann auf der Bilanz-Pressekonferenz.
Man hab nun ein Drittel des staatlich besicherten Kredites zurückgezahlt, für alle die Kurzarbeit beendet sowie die Restrukturierungen abgeschlossen, so Mann: „Das bewährte Austrian-Team und unsere neuen Mitarbeiter sind ready to fly. Wir stellen in diesem Sommer trotz zahlreicher externer Herausforderungen unter Beweis, dass wir gut aufgestellt sind.“
Mehr Angebot und mehr Passagiere
Das Comeback der Luftfahrt zeigt sich vor allem im Anstieg der Passagierzahlen. In der ersten Jahreshälfte flogen 4,2 Millionen Passagiere mit Austrian Airlines. Das entspricht fast einer Vervierfachung gegenüber 2021 (1,1 Millionen) und einer Verdoppelung gegenüber 2020 (1,9 Millionen).
Dementsprechend gestiegen sind im ersten Halbjahr 2022 auch die angebotenen Sitzkilometer (9,2 Millionen) - ein Plus von 216% zu 2021 (2,9 Millionen) und eine Verdoppelung gegenüber 2020 (4,6 Millionen). Erfreulich war zudem eine verbesserte Auslastung der rund 40.000 Flüge, die mit 72,1% deutlich über jener in den ersten Halbjahren 2021 (53,1%) und 2020 (68,1%) lag.
Herausforderungen im Normalbetrieb
„Die vorausschauende Personalplanung und das wirkungsvolle Instrument der Kurzarbeit sind aktuell ausschlaggebend dafür, dass Austrian Airlines am Sommerflugplan festhalten kann und nicht wie andere Airlines in Europa großflächige Streichungen vornehmen muss. Im ersten Halbjahr 2022 sind trotz schwieriger Rahmenbedingungen knapp 99% aller geplanten Austrian-Flüge abgehoben“, berichtete COO Francesco Sciortino.
Externe Faktoren wie die anhaltend angespannte Corona-Situation, die Personalengpässe bei zahlreichen Flughäfen und Flugsicherungen sowie Streiks oder Wetterereignisse würden aber jederzeit den Flugplan beeinflussen können und das Personal von Austrian Airlines vor eine herausfordernde Situation stellen, die hohen Einsatz und Flexibilität fordere, so Sciortino.
Volle Ferienflieger, kompakter Winterflugplan
Im Sommerpeak sind vor allem die Ferienflieger ans Mittelmeer im Durchschnitt zu mehr als 90% ausgelastet - obwohl das Angebot aktuell um 20% höher ausfällt als 2019. „Unsere Gäste fliegen aber auch zunehmend nachhaltiger. Seitdem die Option für CO2-neutrales Fliegen direkt im Online-Buchungsprozess integriert wurde, investieren dort 8% aller Passagiere in nachhaltigen Treibstoff oder Klimaschutzprojekte“, ergänzte CCO Michael Trestl.
Die Reiselust sei jedenfalls auch in Richtung Herbst hoch: „Wir heben im Winterflugplan mit der touristischen Langstrecke wesentlich früher in Richtung Süden ab als die Jahre zuvor. Zudem fliegen wir heuer erstmals zu den Nordlichtern in Tromsø und ins sonnige Marrakesch und bedienen neu auch im Winter Keflavik, Florenz, Valencia und Neapel“, so Trestl. Insgesamt werden im Winter rund 80 Destinationen angeflogen.
Ausblick auf das Gesamtjahr 2022
Auch wenn die aktuellen Buchungseingänge für den Herbst weiterhin eine positive Entwicklung zeigen, stellen volatile Corona-Infektionszahlen und steigende Treibstoffkosten die Luftfahrt vor Herausforderungen im weiteren Jahresverlauf. Die höheren Kosten führten bereits zu Preiserhöhungen: Die Tickets sind um 20 bis 30% teurer als 2019.
Ob es weitere Preis-Anpassungen geben werde, ließ Trestl offen: „Die Preise werden am Markt gemacht, denn nicht jede Mehrbelastung kann an die Passagiere weitergegeben werden“. Weiterhin zögerlich bleibt die Rückkehr des Geschäftsreiseverkehrs und der Passagierströme Richtung Asien, die auch durch die Umfliegung des ukrainischen und russischen Luftraumes beeinträchtigt werden.
Für 2023 rechnet Austrian Airlines jedenfalls mit einem deutlichen Aufschwung. Daher sollen bereits im Herbst weitere Mitarbeiter aufgenommen werden - 40 bis 60 für den Bereich Cockpit und 100 für die Kabine. Gesucht werden auch 50 bis 110 Personen für die Station und 30 bis 50 für die Techniker. Aktuell beschäftigt die Airline 5.600 Mitarbeiter. (apa/red)