Leonardo Hotels Central Europe: Managing Director Yoram Biton im Interview
Leonardo Hotels Central Europe möchte sich in den nächsten Jahren als eine der führenden Hotelketten in Europa positionieren. Elo Resch-Pilcik sprach mit Managing Director Yoram Biton über Markenvielfalt, Expansion und Herausforderungen.
Allein in Österreich hat Leonardo Hotels Central Europe im Vorjahr neun Häuser - acht ehemalige Star Inn Hotels sowie einen Neubau - übernommen. Damit ist das Tochterunternehmen der israelischen Fattal Hotel Group mit Sitz in Berlin nunmehr in neun Ländern mit 104 Hotels und mehr als 17.000 Zimmern präsent.
Wir wären gerne auch noch in anderen Städten
Leonardo Hotels Central Europe sind in Österreich sehr stark gewachsen mit neun neuen Anlagen. Wie geht es jetzt weiter?
Yoram Biton: Wir wollen noch zehn (lacht herzlich). Im Ernst: Österreich ist immer auf der Karte, besonders Salzburg und Wien. Jetzt haben wir auch ein Haus in Linz, wären aber gerne auch noch in anderen Städten. Auch Bleisure Hotels sind interessant.
Wie positioniert sich Leonardo Hotels Central Europe – Business oder Leisure?
Yoram Biton: Bis zur Pandemie lag unser Fokus rein auf der Business-Hotellerie. Jetzt sind wir auch offen für Bleisure. Wir haben bereits Akquisitionen getätigt in Spanien, auf Mallorca und Ibiza. Bald werden wir auch in Italien für ein Bleisure-Objekt unterschreiben.
Wie ist Leonardo Hotels Central Europe durch die Pandemie gekommen?
Yoram Biton: Unsere Strategie war, so viel wie möglich offen zu halten, teilweise nur mit 20 Zimmern. Zu 90% waren wir durchgehend geöffnet. Das haben unsere Kunden und Partner sehr geschätzt.
Ihre Kassen sind gut gefüllt. Wie hoch ist das Investitionsvolumen für die Neuanschaffungen?
Yoram Biton: Anfang 2020 haben wir einen Fonds mit 400 Millionen Euro gegründet. Als Fattal Hotel Group sind wir daran mit mehr als 100 Millionen Euro beteiligt. Das hat uns viel Vertrauen der Banken eingebracht. 95% des Fonds sind bereits in Projekte geflossen. Insgesamt haben wir ca. eine Milliarde Euro in einem Jahr investiert. Da Investoren nach einem weiteren Fonds fragen, führen wir diesbezüglich gerade Gespräche.
Neue Häuser in Hamburg und Haifa
In Hamburg wird demnächst das erste Haus der Marke NYX Hotels by Leonardo Hotels eröffnet. Wo liegt der Unterschied zu einem Leonardo Hotel?
Yoram Biton: Leonardo Hotels steht für Stadthotels der Drei- bis Vier-Sterne-Kategorie. Leonardo Royal Hotels verfügen über mehr Konferenzflächen, eine große Lobby, teilweise Co-Working-Space und sind moderne, stylishe Business Hotels der Vier-Sterne-superior-Kategorie. NYX Hotels by Leonardo Hotels schließlich sind Lifestyle-Hotels mit Restaurants, Kunst, DJs, Design.
Und dann gibt es noch die neue Marke Leonardo Limited Edition – wofür steht sie, wen spricht sie an?
Yoram Biton: Das erste Haus der Limited Edition steht in Haifa. Das ist ein neues Konzept bei Leonardo, bei dem wir auf ikonische Gebäude setzen - unter anderem in Manchester, Tel Aviv oder Brighton. Jedes Gebäude hat eine eigene, spezielle Geschichte. Das kombinieren wir mit dem Know-how von Leonardo. Wichtig ist uns dabei, die Identität des Hotels und der Mikro-Lage zu erhalten. Der Standard ist Vier- bis Fünf-Sterne-Niveau. Pro Stadt wird es nur ein Haus der Limited Edition geben.
Auf Expansionskurs in Europa
In welchen anderen Märkten stehen Neueröffnungen an?
Yoram Biton: Hauptsächlich in Europa. Wir möchten unbedingt auch in Portugal und Frankreich präsent sein. Es hat mich auch gestört, dass wir bisher in Österreich nur mit einem Haus am Markt waren. Aber das hat sich ja jetzt geändert.
Aktuell überwiegt die Stadthotellerie, Häuser in Ferienregionen gibt es auch schon – wo liegt künftig der Schwerpunkt?
Yoram Biton: Bei der Weiterentwicklung sind wir offen. Wir schauen uns den Markt an, definitiv auch Bleisure-Hotels. Wie gesagt: Bisher lag unsere Priorität auf Städten, jetzt ist auch Leisure für uns interessant.
Setzen Sie eher auf Neubau oder Bestand?
Yoram Biton: Wir übernehmen Hotels und sanieren sie, wir kaufen Grundstücke und entwickeln sie von A bis Z mit Investoren, wir machen „Forward Deals“ (Anm. d. Red.: Ankauf einer schlüsselfertigen Immobilie). Kurz: Alles ist möglich.
Sind die Immobilien im Eigentum von Leonardo Hotels Central Europe?
Yoram Biton: 60% unserer Hotels sind gemietet, 40% gehören der Fattal Hotel Group, teilweise auch mit Partnern.
Vertriebsstrategie und Kundenprofile
Welche Vertriebsstrategie fahren Sie?
Yoram Biton: Wir haben eigene starke Kanäle wie unsere Website, arbeiten aber natürlich auch mit OTAs wie Booking und Expedia. Das möchten wir nicht ignorieren. In unseren Regionen und Ländern haben wir eigene Vertriebsteams und nun auch ein eigenes Vertriebsteam für Österreich. Wir sind breit aufgestellt und arbeiten intensiv mit unseren Kunden zusammen. Wir investieren viel in unsere Website, in Look and Feel, in die Booking Engine, in KI.
Wer ist typischer Leonardo-Kunde?
Yoram Biton: Unser Leonardo-Kunde ist vielschichtig und vielfältig - wir haben versucht, das in Workshops zusammen zu bringen. Es gibt Unterschiede bei den Gästen von Montag bis Donnerstag und von Donnerstag bis Sonntag. Unter der Woche sind es vor allem Geschäftsleute, am Wochenende vorwiegend Leisure-Gäste, die das Hotel weniger nutzen als Konferenz- oder Business-Gäste. Wir sind bei Israelis beliebt, haben aber Gäste von überall her.
Wo wollen Sie in fünf Jahren mit Leonardo Hotels Central Europe in Europa stehen?
Yoram Biton: Wir wollen definitiv in den meisten Metropolen vertreten sein. Ich würde sagen, mit rund 500 Hotels, aber ich bin vorsichtig. Wir wollen jedenfalls eine der führenden Hotelketten in Europa sein. In Deutschland sind wir mit 65 Hotels präsent, in London oder Paris oder anderen Städten sind wir noch nicht so bekannt.
Der Faktor Mensch ist extrem wichtig
Worin sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen für die Hotellerie?
Yoram Biton: In den Kosten und in den Besetzungen von offenen Positionen. Wir haben viele loyale Mitarbeiter, die mit uns durch die Pandemie gegangen sind, und wir haben in dieser Zeit alle unsere Mitarbeiter mit uns gehalten. Mitarbeiterförderung ist uns sehr wichtig. Zudem bieten wir die Leonardo-Akademie, dort kann sich jeder Mitarbeiter weiterentwickeln - vom Azubi bis zum Manager. Bei den steigenden Kosten ist es eine große Herausforderung, die Preise zu halten, trotzdem Gewinn zu machen und weiter zu investieren. 2018 war alles einfach, der ROI (Anm.: Return of Investment) war gut. Jetzt ist das eine Herausforderung.
Möchten Sie noch eine Frage beantworten, die ich nicht gestellt habe?
Yoram Biton: Ja, auch wenn es im Hotel viel um Digitalisierung und KI geht - wir sind stolz auf unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Der Faktor Mensch ist im Hotel extrem wichtig im persönlichen Kontakt mit den Gästen. (red)