Atout France: Gegendarstellung zum Artikel über die vermeintlich gefährlichsten Städte Europas
tma-online hat am 13. April über die gefährlichsten Städte in Europa berichtet - basierend auf einer Analyse der Website Numbeo. Dabei befanden sich mit Marseille und Nizza zwei französische Städte unter den Top 10. Die französische Zentrale für Tourismus - Atout France - hat uns nun eine Gegendarstellung übermittelt, die wir hier gerne wiedergeben.
"In den letzten Wochen erschienen in einigen deutschsprachigen Medien Berichte über die vermeintlich gefährlichsten Städte Europas, basierend auf einer Rangliste der serbischen Webseite Numbeo. Erlauben Sie uns, als französische Zentrale für Tourismus Atout France, eine kurze Gegendarstellung zu diesem Ranking, in welchem unter anderem zwei bei den ÖsterreicherInnen sehr beliebte Destinationen (sowohl für Freizeit- als auch für Geschäftsreisen) in Südfrankreich genannt wurden: Marseille und Nizza.
Ein Ranking mit fragwürdiger Methodik
Die international anerkannte Presseagentur AFP ist in einem detaillierten Faktencheck (nur auf Französisch) genauer auf die Methodologie eingegangen, die für die Erstellung dieses Ranking genutzt wurde - insbesondere nachdem die „Neuigkeit“ in Frankreich innenpolitisch von extremen Parteien in ihrer Kommunikation (vor allem auf Social Media) genutzt und verbreitet wurde.
Das Fazit hier ist ganz klar: Diese Rangliste kann keinesfalls als eine Zusammenfassung offizieller, zuverlässiger Daten gesehen werden, sondern stammt von einer Webseite, die sich rein auf subjektive Meinungen von Internet-NutzerInnen stützt. Diese sind weder repräsentativ für die allgemeine Bevölkerung, noch fußen sie auf klar definierten und vergleichbaren Kriterien, die es ermöglichen würden, bestimmte Städte als "krimineller" als andere darzustellen, und welche für die Verfassung von soziologisch relevanten Studien eine Voraussetzung wären.
Zudem erscheint es sehr einfach, die Umfrage zu missbrauchen und ihre Ergebnisse zu manipulieren, da die von den NutzerInnen angegebenen Informationen zu keinem Zeitpunkt überprüft werden. Es ist also durchaus möglich, seine Meinung über die Kriminalität in einer bestimmten Stadt zu äußern, ohne jemals einen Fuß in diese Stadt gesetzt zu haben.
Marseille und Nizza – Zwei beliebte Ziele für Geschäftsreisen
Ein Blick auf die aktuellsten Tourismusdaten beider Städte, die von Wien direkt angeflogen werden, lässt einen dieses negative Bild überdies hinterfragen - zeugen diese doch eher vom Vertrauen und den guten Erfahrungen der Reisenden sowie der Veranstalter großer internationaler Kongresse und Events. Im Jahr 2022 wurden 548 000 Hotelnächtigungen internationaler TouristInnen in Marseille gezählt.
56% aller Reisen nach Marseille (in- und ausländische Reisende) waren auf den Geschäftstourismus zurückzuführen (Zahlen Insee). 2021 wurde zum Beispiel der Weltkongress der International Union for Conservation of Nature mit 5.000 TeilnehmerInnen und rund 25.000 BesucherInnen veranstaltet, 2022 folgten im Herbst zwei weitere Kongresse (Notare, Veterinäre) mit über 3.000 TeilnehmerInnen.
In puncto großer Events werden 2023 sechs Spiele der Rugby-Weltmeisterschaft und vier Konzerte mit über 60 000 ZuschauerInnen (u.a. Weltstar Beyonce und die Gruppe Muse) in der Hafenstadt organisiert. 2024 finden zudem die Segelwettbewerbe (mit 330 AthletInnen aus aller Welt) und zehn Fußballspiele der Olympischen Sommerspiele in Marseille statt.
Nizza - das zweitbeliebteste Reiseziel in Frankreich
Nizza ist hinter Paris das zweitbeliebteste Reiseziel in Frankreich. Im vergangenen Jahr wurden 2.049.000 Hotelnächtigungen ausländischer Reisenden und ein Anteil von 30% an Geschäftsreisen gezählt (Zahlen Insee). Bis zur Sperrung des ehemaligen Kongresszentrum Acropolis 2022 konnte kein Rückgang bei der Anzahl der internationalen Kongresse verzeichnet werden. Im September 2019 zählte der Kongress der International Parkinson And Movement Disorder Society 6.000 TeilnehmerInnen und im März 2022 nahmen 4.650 BesucherInnen an einem Kongress der Französischen Gesellschaft für Diabetes teil.
Ein völlig neues Kongresszentrum befindet sich derzeit im Bau und soll 2025 am Hafen von Nizza eröffnen, um bereits im Juni 2025 die UN-Ozeankonferenz zu empfangen. Wie in Marseille werden ab diesem Herbst in Nizza sportliche Großveranstaltungen organisiert – Spiele der Rugby-WM, das Finale der Tour de France im Juli 2024 sowie Fußballwettbewerbe von Olympia 2024."