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VDR-Geschäftsreiseanalyse: Es wird seltener gereist, aber dafür länger

Der Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) hat seine Geschäftsreiseanalyse 2023 mit den neuesten Zahlen und Fakten zur deutschen Business-Travel-Branche veröffentlicht. Das wichtigste Ergebnis: Weniger ist heute mehr. Das heißt: Es wird seltener gereist, aber dafür länger.

Dass sich bei den Unternehmen vermehrt längere Business-Aufenthalte durchsetzen, liegt laut der Analyse an den Reisekosten, die man reduzieren möchte – insbesondere die Kosten für den Transport. Zudem erscheinen Tagesreisen auch im Hinblick auf den Klimawandel nicht mehr zeitgemäß - ins Ausland ebenso wie innerhalb Deutschlands. Die Dauer der Geschäftsreisen betrug demnach im Durchschnitt 2,4 Tage.

Am längsten waren Unternehmen mit mehr als 1.500 Beschäftigten unterwegs. Bei ihnen dauerte bereits jede vierte Geschäftsreise mindestens vier Tage oder mehr – im Vorjahr war es noch jede fünfte. Im Jahr 2022 fanden durchgängig über alle Firmengrößen hinweg nur noch 45 Prozent der Reisen ohne Übernachtung statt.

Im Vergleich dazu erreichte der Anteil der Tagesreisen bei den kleinen und mittelständischen Unternehmen im Jahr 2019 den Höchststand von 70%. Im Zuge einer längeren Reisedauer zeigt sich bei den Auslandsreisen auch ein deutlicher Aufschwung an Übernachtungen. Sie haben sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Inländische Gastgeber konnten sogar fast das Doppelte an dienstlichen Übernachtungen verzeichnen.

Geschäftsreiseziele im Wandel

Auch die Reiseziele der Business Traveller befinden sich im Wandel. So ist bei den befragten Unternehmen und Organisationen, die Auslandsreisen durchführen, die Bedeutung der Nachbarländer Schweiz und Österreich deutlich gestiegen. Zuletzt wurden die Reiseziele im Jahr 2015 abgefragt. Im Vergleich dazu ist die Veränderung bei den Zielländern ganz eindeutig: Die USA und China haben im Geschäftsreise-Ranking ihre Vorrangstellung verloren.

Chinas Abschottung während der Pandemie und auch die strengen Restriktionen für die Einreisen in die USA haben ihre Spuren hinterlassen. Ebenfalls einen Rückgang der Geschäftsreisen – insbesondere aus den größeren deutschen Unternehmen – hat das aus der EU ausgetretene Vereinigte Königreich zu verzeichnen. In der Bedeutung gestiegen ist Indien. Russland hingegen ist seit Beginn des Überfalls auf die Ukraine komplett aus dieser Statistik verschwunden.

Klimaschutz und Geschäftsreisen

Die konkrete Umsetzung der seit diesem Jahr gültigen EU-weiten „Corporate Sustainability Reporting Directive“ gilt erstmals für das Geschäftsjahr 2024. Das erklärt eventuell, warum ein Nachhaltigkeitsreporting bei 29% der Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern immer noch „kein Thema“ ist. Im Mittelstand verzeichnet der Einsatz dieses Reportings dagegen einen Anstieg von 31% auf 42%.

Insgesamt ist allerdings der Anteil der Unternehmen, die sich aktiv für Nachhaltigkeit im Geschäftsreisebereich einsetzen, gestiegen. So wird heute vermehrt zuerst abgewogen, ob eine Geschäftsreise unbedingt notwendig ist. Daher hat sich die Reduktion der Reisetätigkeit auch bei 90% aller Betriebe als bevorzugte klimaschonende Maßnahme durchgesetzt. Knapp dahinter folgt der Wechsel von Flugzeug zu Zug mit 83%.

Motivation für nachhaltige Reisen

Einen kontinuierlichen Anstieg gibt es bei nachhaltigen Angeboten für Beschäftigte. Darunter fallen beispielsweise Maßnahmen wie das JobRad oder das Jobticket. Mittlerweile setzen 80% der Unternehmen klimaschonende Angebote ein oder planen es.

Allerdings zeigt sich in der Praxis, dass eine Lücke zwischen dem Anspruch der Unternehmen und der Aktion bei den Reisenden besteht. Je größer der Betrieb ist, umso eher erwarten die Beschäftigten, dass ihr Unternehmen Flagge zeigt und Regelungen vorgibt. Liegt die Wahl bei den Reisenden, kann eine Incentivierung die Entscheidungen lenken.

Kreativität und Ideen sind gefragt

„Wie unsere Ergebnisse zeigen, gibt es bereits Ansätze, die Geschäftsreisenden zu nachhaltigem Handeln zu motivieren – beispielsweise mit Gutscheinen für Bioläden, Sport- und Freizeitaktivitäten oder auch Vergünstigungen bei der Nutzung von City-Bikes oder E-Rollern“, kommentiert VDR-Vizepräsidentin Inge Pirner.

Der Kreativität seien dabei wenig Grenzen gesetzt und gute Ideen gefragt: „In diesem Sinne gilt es innovative und zielführende Konzepte zu kreieren, um in Zukunft den Einklang von notwendiger geschäftlicher Mobilität und dem Erreichen der Klimaziele in den Unternehmen weiter zu optimieren“.

Anzahl der Geschäftsreisen steigt

Generell belegen die Zahlen des VDR für das Jahr 2022 einen deutlichen Anstieg des Geschäftsreisevolumens: 75,1 Millionen deutsche Geschäftsreisen bedeuten ein Plus von 82% im Vergleich zu 2021. Die Ausgaben verdoppelten sich auf 26,9 Milliarden Euro. Das ist allerdings immer noch weniger als halb so viel wie 2019.

Dass die Bedeutung des persönlichen Austauschs im Geschäftsleben wieder zunimmt, zeigt sich hingegen in der Anzahl der Business Traveller: 8,4 Millionen packten im vergangenen Jahr ihre Koffer - um 3 Millionen mehr als im Vorjahr. Vor allem die größeren Unternehmen schickten wieder mehr Mitarbeitende auf Reisen: Hier hat sich der Anteil der Geschäftsreisenden 2022 sogar verdoppelt.

Wachstum mit Augenmaß

Auch wenn die aktuellen Werte weit vom Vorkrisenniveau 2019 mit einem Spitzenwert von 13 Millionen Geschäftsreisenden entfernt sind, lässt sich doch der Trend zu einem veränderten Anspruch an Geschäftsreisen beobachten: Wachstum ist gewünscht, aber mit Augenmaß. Die Prognose der letzten Jahre bleiben jedenfalls bestehen: Geschäftsreisen werden dauerhaft auf einem niedrigeren Niveau bleiben als in den Rekordjahren.

Das erwarten laut Analyse mehr als die Hälfte der Befragten. An die Stelle von Lockdowns, Reiseverboten und Angebotsstreichungen sind nun lediglich Energiekrise, Kostensteigerungen und klimaschonendes Planen und Handeln als Gründe getreten. Die aktuelle Ausgabe der VDR-Geschäftsreiseanalyse kann unter www.geschaeftsreiseanalyse.de kostenfrei bezogen werden. (red)





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