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Weniger Lebensmittelabfälle: Accor setzt auf Start-ups und KI

Ein großer Teil des ökologischen und sozialen Fußabdrucks in der Gastgewerbe-Branche entsteht im Einkauf - und genau hier will die neu gegründete „Hospitality Alliance for Responsible Procurement (HARP) ansetzen.

Nach dem Motto „Gemeinsam mehr erreichen“ sind neben Accor auch Hilton, die IHG Hotels & Resorts, Marriott International, die Radisson Hotel Group, zwei globale Einkaufsorganisationen (Avendra und Entegra) sowie die Rating-Agentur EcoVadis Teil der weltweiten Initiative.

HARP hat sich zum Ziel gesetzt, den Nachhaltigkeitsgrad von Lieferketten zu ermitteln und Optimierungspotenziale - nicht zuletzt dank des Datenpools von EcoVadis - zu erkennen und zu nutzen. Eine einheitliche Bewertungsmethode unterstützt die Unternehmen, mit ihren wichtigsten Lieferanten zu interagieren, den Wissensaustausch zu forcieren und ein einheitliches Vorgehen in Richtung "Best Practices" zu ermöglichen.

F&B im Fokus nachhaltiger Beschaffung

Bei der verantwortungsvollen Beschaffung von Lebensmitteln verpflichtet sich HARP, verstärkt auf lokale und saisonale Produkte zu setzen und Bioprodukte zu forcieren. Darüber hinaus werden jene Lieferanten bevorzugt, die für verantwortungsbewussten Fischfang, mehr Tierwohl in der Nutztierhaltung sowie faire und umweltverträgliche Bedingungen beim Kaffee- und Tee-Anbau stehen.

Für Accor sind Initiativen wie diese kein Neuland: Mit seiner internationalen Einkaufsplattform „Astore“ gilt die französische Hospitality-Gruppe bereits seit Jahren als Vorreiter beim nachhaltigen Procurement. Die Gruppe wendet dabei strenge Verfahren an, um jene Lieferanten auszuwählen, die die Anforderungen der „Charta für verantwortungsbewusstes Procurement“ erfüllen.

Diese Charta ist bereits seit 2017 eine vertragliche Voraussetzung in der Zusammenarbeit mit Accor. Das Vorgehen soll Risiken in der Lieferkette minimieren und nachhaltige Innovationen in Bereichen wie Netto-Null-Emissionen, Menschenrechte und Diversität fördern - um nur einige Punkte zu nennen.

Digitale Helfer gegen Lebensmittelabfälle

Was den nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln anbelangt, geht Accor aber noch weiter und setzt bei der Vermeidung von Lebensmittelabfällen auf digitale Lösungen. Um ihre aufkommenden Lebensmittelabfälle genau zu quantifizieren, sind die Hotels der Gruppe dazu aufgefordert, das Online-Reporting-Tool „Gaïa“ zu nutzen.

Gaïa hilft den Hotels, ihre Energie-, Wasser-, Abfall- und Kohlenstoffbilanz zu messen und zu überwachen, sodass sie die Auswirkungen ihrer Nachhaltigkeitsmaßnahmen genau verfolgen können. Bislang haben 71% der Hotels die Plattformlösung übernommen. Bis 2025 soll sie auf alle Häuser mit Gastronomiebetrieb ausgerollt werden.

Die Notwendigkeit eines solchen Tools ist jedenfalls eindeutig: Durchschnittlich fallen in Hotels pro Jahr fast 20 Tonnen Lebensmittelabfälle an, was etwa 43% der Gesamtabfälle eines Hotels ausmacht. Während 45% der Lebensmittelabfälle dabei durch übermäßige Zubereitung entstehen, bleiben 34% auf den Tellern liegen. Die restlichen 20% sind das Ergebnis schlechter Bestandsverwaltung.

Accor setzt auf Start-ups und KI-Lösungen

Um Lebensmittelabfälle an der Quelle zu reduzieren, wurden von Accor mehr als 200 Pilotprojekte an Standorten mit hohem F&B-Umsatz in Zusammenarbeit mit drei auf KI spezialisierten Start-ups gestartet:

  • Winnow Vision scannt und erkennt überschüssige Lebensmittel und ermittelt detaillierte Daten über Menge und Art der Abfälle. Auf Basis dieser Daten können Menüs angepasst und so Lebensmittelabfälle reduziert werden. Die Lösung wird derzeit in rund 100 Häusern bei Accor eingesetzt. Das Fairmont Jakarta konnte dadurch seine Lebensmittelabfälle innerhalb eines Jahres um 16% (1,6 Tonnen) reduzieren - und das Novotel London Excel sogar um 39% (12 Tonnen).
  • Orbisk scannt ebenfalls Essensreste, um klare Daten über die Menge und die Art der weggeworfenen Lebensmittel zu erhalten. Die daraus gewonnenen Informationen helfen bei der Anpassung der Menüs und so wiederum bei der Abfallreduzierung. Orbisk wird bereits an Standorten wie dem Sofitel The Palm in Dubai eingesetzt, das seine Lebensmittelabfälle innerhalb von fünf Monaten um 13% (3 Tonnen pro Jahr) reduzieren konnte. Das Novotel Amsterdam Schiphol Airport konnte 35% einsparen (8 Tonnen über zwei Jahre).
  • Fullsoon - eine prediktive Managementlösung für Restaurants - schätzt die Anzahl der zu erwartenden Kunden, der bestellten Gerichte und die genaue Zutatenmenge für deren Zubereitung ein. Das Start-up ist ein Ergebnis des hauseigenen Intrapreneurship-Programms von Accor: Im Rahmen dieses Programms ermöglichte es Accor einem Mitarbeiter der Gruppe, 100% seiner Arbeitszeit in die Verwirklichung seiner Idee zu stecken. Der Ideengeber hinter Fullsoon hat sich mittlerweile selbständig gemacht.

Bis Ende 2023 unterstützt die Accor-Initiative darüber hinaus zehn weitere Pilotprojekte im Digitalbereich - mit dem Ziel, die F&B-Margen um 6% zu optimieren und durchschnittlich 800 Euro an Lebensmittelabfällen pro Hotel und Monat einzusparen.

„Too Good to Go“ als wichtiger Partner

Neben der Optimierung von Procurement-Vorgängen und dem Einsatz von KI-basierten Lösungen in seinen Hotels kooperiert Accor seit 2017 auch mit der Plattform „Too Good to Go“. Diese ermöglicht es, nicht verwendete Lebensmittel und Speisen zu vergünstigten Preisen an die App-User zu verkaufen.

Im Jahr 2023 wurden bis dato mehr als 137.000 „Too Good to Go“-Rationen von den 685 teilnehmenden Accor-Hotels ausgegeben, wodurch rund 137 Tonnen Lebensmittel vor der Mülltonne bewahrt und über 345 Tonnen überschüssiger CO2-Emissionen vermieden werden konnten. (red)





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