Weniger deutsche Geschäftsreisen: Umfrage liefert die Hintergründe
Wird derzeit in den deutschen Unternehmen tatsächlich weniger geschäftlich gereist, wie es internationale Studien vermuten lassen? Und wenn ja, warum? Der Geschäftsreiseverband VDR hat ein aktuelles Stimmungsbild unter seinen Mitgliedern eingefangen.
Das wichtigste Ergebnis: Lediglich bei 22% der befragten Travel Manager erreicht die Anzahl der Reisen ihres Unternehmens wieder das Vor-Pandemie-Niveau oder überschreitet es sogar. Bei weiteren 11% der Befragten beträgt das aktuelle Reisevolumen 90 bis 99 Prozent. Bei 27% liegt es zwischen 80 und 89 Prozent, bei 32% zwischen 50 und 79 Prozent und bei 6% unter 50 Prozent.
Gleichzeitig bleibt das Stimmungsbild auch beim Blick in die nahe Zukunft wenig euphorisch: Generell schätzt nur knapp ein Viertel der Travel Manager (24%), dass das Reisevolumen des Unternehmens in den nächsten 18 Monaten im Vergleich zu 2019 höher sein wird. 37% gehen von einem gleichbleibenden Reisevolumen aus und 34% schätzen es niedriger ein.
Reisekosten steigen nicht bei allen
Als Hauptgründe für die gesunkene Anzahl der Geschäftsreisen nennen die Travel Manager vor allem Video- und Telefonkonferenzen als Ersatz (89%) sowie die Bündelung von Terminen (57%), Budgetbeschränkungen (51%) und Kostensteigerungen (44%). Weitere Gründe sind Nachhaltigkeitsaspekte (36%), weniger Anlässe für Geschäftsreisen (23%) und die Neuausrichtung des Unternehmens nach der Pandemie (15%).
Interessanterweise geben nur 44% der Travel Manager an, dass die Reisekosten ihres Unternehmens im Verhältnis zu 2019 gestiegen sind. Schuld an den höheren Kosten seien dabei in erster Linie die Preissteigerungen auf Seiten der Anbieter (100%). Genannt werden aber auch der Einkauf von umweltverträglicheren aber teureren Reiseoptionen (23%) und höhere Kosten für die Sicherheit (18%).
Streiks sind Negativfaktor Nummer 1
Wenig überraschend ist das aktuelle Streikgeschehen für 85% der Travel Manager jener Faktor, der sich derzeit besonders negativ auf die Geschäftsreisetätigkeit ihres Unternehmens auswirkt. Weitere Faktoren, die stören, sind die Mängel in der Bahn-Infrastruktur (44%), schlechte Verfügbarkeiten von Flügen oder Hotels (36%), die geopolitische Situation (28%) und bürokratische Hürden (17%). Fehlende umweltschonende Reiseoptionen werden hingegen nur von 9% der Befragten genannt. (red)
