Austrian Airlines: Mitglieder der Gewerkschaft lehnen Angebot ab
Bei Austrian Airlines scheinen sich die Fronten zwischen der Gewerkschaft vida und dem Management weiter verhärtet zu haben: 90% der gewerkschaftlich organisierten Mitglieder des Bordpersonals haben das KV-Angebot des Unternehmens abgelehnt.
Rund 60% des Bordpersonals sind bei der Gewerkschaft. Die Wahlbeteiligung lag bei 88%. Für Passagiere bedeutet dies wohl, dass sie sich auf weitere Flugausfälle einstellen müssen. Im Vorfeld hatte vida jedenfalls Streiks in Aussicht gestellt, sollte das Offert abgelehnt werden. Gestern kam es allerdings noch zu Gesprächen zwischen der Gewerkschaft und der Austrian-Führung, wie Daniel Liebhart, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt der Gewerkschaft vida, gegenüber der APA bestätigte.
Wirtschaftskammer spricht von „Fake-Befragung“
„Da es weiterhin keinen Abschluss gibt und wir mit weiteren Kampfmaßnahmen rechnen müssen, werden wir uns in den kommenden Tagen intensive Gedanken über die Zukunftsfähigkeit von Austrian machen", kommentierte Austrian Airlines das Ergebnis der Abstimmung. Kritik gab es aber auch am Abstimmungsprozess, bei dem nur vida-Mitglieder des Bordpersonals zugelassen waren.
Es sei eine „Fake-Befragung", die weder transparent noch repräsentativ sei, merkte WKÖ-Luftfahrtchef und Flughafen-Wien-Vorstand Günther Ofner schon vor der Veröffentlichung des Ergebnisses an. „Eine derartig manipulative Befragung legitimiert keine weiteren Aktionen gegen die AUA, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und den Luftverkehrsstandort", so Ofner in einer Aussendung der WKÖ.
Kritik an vida kommt von mehreren Seiten
Auch der Dachverband Luftfahrt kritisierte in einer Stellungnahme die eskalierten KV-Verhandlungen: „Entgegen aller Vernunft hat die Gewerkschaft vida nun erneut die Belegschaft dazu gebracht, einen für das Unternehmen Austrian Airlines gerade noch tragbaren KV-Abschluss abzulehnen", so die Aviationindustry Austria - Dachverband Luftfahrt.
Die Industriellenvereinigung übte ebenfalls scharfe Kritik: „Neben ständiger Arbeitsunterbrechungen mit erheblichen Schäden für das Unternehmen selbst und den Standort Österreich ist es vor allem die Tonalität der Arbeitnehmervertreterinnen und -vertreter, die mittlerweile auf kaum Kompromissbereitschaft seitens der Arbeitnehmer-Verhandler deutet", teilte sie in einer Aussendung mit.
Deutlich höhere Verluste durch Streik
Die Verhandlungen für einen neuen Bordpersonal-KV ziehen sich bereits seit Wochen hin. Ein Streik sowie mehrere Betriebsversammlungen führten heuer im Frühjahr bereits zu Hunderten Flugausfällen. Das habe den Verlust im ersten Quartal massiv vergrößert und das bereinigte Betriebsergebnis (EBIT) auf minus 122 Millionen Euro gedrückt, teilte die Airline am Montagabend mit.
Die Auswirkungen der gewerkschaftlichen Kampfmaßnahmen hätten „zum zweitschlechtesten Q1-Ergebnis der Unternehmensgeschichte" geführt. Hauptgründe für den höher als erwarteten Verlust seien „der direkte finanzielle Schaden" aufgrund von gewerkschaftlichen Betriebsversammlungen und Streiks (rund 26 Millionen Euro), die dadurch entstandene Buchungszurückhaltung (rund 10 Millionen Euro) sowie gestiegene Standort- und Personalkosten, erklärte die Lufthansa-Tochter.
Das abgelehnte Austrian-Angebot beinhaltete eine Lohnerhöhung von 8% in diesem Jahr sowie von jeweils 5% für 2025 und 2026. Co-Piloten sollten zusätzlich bis zu 10% mehr erhalten. (apa/red)