Interview mit Roman Neumeister, ABTA-Präsident und Travel Officer der OSCE
Mit dem Business Travel Day hat die ABTA - Austrian Business Travel Association - Anfang Oktober ein kräftiges Lebenszeichen gesetzt. Über Entwicklungen im Geschäftsreisebereich, Herausforderungen für den Verband und andere aktuelle Themen sprach Präsident Roman Neumeister mit tma.
tma: Wie haben sich Geschäftsreisen 2024 entwickelt?
Roman Neumeister: Das Geschäft hat wieder ziemlich angezogen. Besonders bei uns, aber nicht bei allen Unternehmen. Wir kommen langsam wieder in Richtung Vorkrisen-Niveau. Im Bereich Beratung und Trainings geschieht sehr viel online. Die Reisetätigkeit hat wieder stark zugenommen, das höre ich u.a. auch von der AUA. In Österreich hat sich viel Geschäftsreiseverkehr auf die Schiene verlagert, im In- und im benachbarten Ausland.
tma: Wie ist das zu Ende gehende Jahr für die ABTA gelaufen?
Roman Neumeister: Die ABTA hat sich sehr gut entwickelt in den letzten Jahren. Sie kommt wieder sehr gut an. Der Business Travel Day hat eingeschlagen. Wir haben auch einige neue Mitglieder dazugewinnen können, bei Anbietern und bei Travel Managern. Viel positives Feedback haben wir auch auf die Online-Präsentationen erhalten. Dabei treffen sich 15 bis 20 Verantwortliche aus dem Business Travel zum virtuellen Erfahrungsaustausch. Angela Lille arbeitet hier sehr aktiv mit Travel Managern, Sabine Toplak leitet das Format für Hotels. Dabei wurde zum Beispiel jüngst eine Wunschliste der Hotel-Repräsentanten an die Travel Manager erstellt. Das führt zu einem Dialog mit dem Ziel, die Themen bei einer face-to-face-Veranstaltung zu besprechen. Das bringt die unterschiedlichsten Mitglieder zusammen.
tma: Gibt es bei der ABTA ordentliche und außerordentliche Mitglieder?
Roman Neumeister: Nein, wir unterscheiden zwischen Anbietern, das sind die Leistungsträger, und Firmenmitgliedern. Die Leistungsträger geben unserem Verband auch finanziell ein sehr starkes Fundament. Bei Mitgliedschaften von Firmen punkten wir, neben zahlreichen Vorteilen, auf Basis einer betont moderaten Beitragsgestaltung quer durch alle Branchen. Rund 60% bis 65% der Mitglieder sind Anbieter, 35% Firmen. Im Vergleich zu Deutschland stehen wir bei den Firmenmitgliedern deutlich besser da.
KI eines der Hauptthemen
tma: Es gab eine Phase bei der ABTA, da waren die Veranstaltungen vor wiegend von Leistungsträgern besucht….
Roman Neumeister: Ja. Daher ist eine unserer Initiativen, weg von einer Verkaufsveranstaltung zu gehen und hin zu einer Industrie, die den Geschäftsreise-Bereich gemeinsam gestaltet. Das wurde gut angenommen. Der Markt in Österreich ist klein. Firmenmitglieder wollen Gespräche führen, aber nicht angekeilt werden.
tma: Was ist für nächstes Jahr geplant?
Roman Neumeister: Den Auftakt macht eine Business Travel Lounge am 23. Jänner mit dem Thema KI im Hotel Imperial Riding School. Dazu konnten wir mit Christian Rosenbaum einen Gastredner von Amadeus Cytric aus Deutschland gewinnen. Das Interesse bei Anbietern, vor den ABTA-Mitgliedern zu präsentieren, ist groß. Fixiert ist auch der Business Travel Day am 2. Oktober in Wien. Am 13. März sind wir mit einer Business Travel Lounge in Graz, am 3. April in Linz und am 8. Mai in Salzburg. Weitere Termine finden sich auf abta.at.
tma: Welche thematischen Schwerpunkte werdet ihr setzen?
Roman Neumeister: Inhaltlich ist KI für mich eines der Hauptthemen. Österreich ist da noch sehr weit hinterher. Wir müssen acht geben, dass das Thema „Sustainability“ auch nicht überstrapaziert wird, aber SDG (Anm. d. Red.: Social Development Goals) sind natürlich wichtig. Eine weitere Frage ist auch, wie wir das Thema Blockchain in die Reisebranche bringen. Viel Potenzial sehe ich auch bei NDC. Das ist in Österreich allerdings festgefahren und wird immer noch stiefmütterlich behandelt. Es gibt in den Reisebüros wohl das Bewusstsein für NDC, aber die erforderlichen Investitionen dafür sind sehr hoch.
tma: Wie entwickelt sich die ABTA in den westlichen Bundesländern?
Roman Neumeister: Nach dem Ausscheiden von Wilfried Kropp konnten wir Janine Kranz vom Flughafen Salzburg für den erweiterten Vorstand gewinnen. Sie ist sehr gut vernetzt. Wir denken an ein „ABTA Chapter West“.
tma: Gibt es noch andere Neuerungen?
Roman Neumeister: Ja, wir planen einen „President‘s Award“ für pro-aktive Mitglieder, die ihre Best Practice-Beispiele präsentieren und damit andere motivieren.
"Mitglieder halten ist herausfordernd"
tma: Worin siehst du die größten Herausforderungen für die ABTA im nächsten Jahr?
Roman Neumeister: Die Mitglieder zu halten, sowohl bei den Firmen als auch bei den Leistungsträgern. Und auch interessante Themen zu finden. Auf LinkedIn haben wir heuer bei den Followern erstmals die 1.000-er Marke überschritten. Da hat unser PR-Berater Andreas Pucher tolle Arbeit geleistet. Die Investitionen haben sich gelohnt. Peter Tolinger, unser Generalsekretär, hat sehr viel organisatorische Arbeit übernommen. Diese Konstellation ist neu: Peter garantiert uns mehr als 30 Jahre ABTA- und Branchen-Erfahrung, Andreas bringt Außensicht und digitale Schwerpunkte mit ein. Die beiden kooperieren sehr gut und runden das Team der ABTA neben Präsidium und Vorstand somit perfekt ab.
tma: Wie läuft der Austausch mit dem deutschen Verband vdr?
Roman Neumeister: Wir haben die Kooperation verstärkt und können als Co-Veranstalter bei Webinaren des vdr zu Geschäftsreise-Themen auftreten. ABTA-Mitglieder können daran teilnehmen. Zur Frühlingstagung des vdr in Ingolstadt können sich auch ABTA-Mitglieder anmelden. Zudem sind wir mit der GBTA Europe über Partner-Calls in regelmäßigem Austausch und auch mit BT4Europe (Anm. d. Red.: DACH Organisation der europäischen Geschäftsreiseverbände). Hier bringt sich Angela Lille sehr stark und erfolgreich ein. Ziel von BT4E ist die Zusammenarbeit für den gesamten Geschäftsreisesektor: Lobbyarbeit zu leisten, dass Interessen und Ziele der Branche gehört und berücksichtigt werden. Schwerpunkte liegen insbesondere auf der Mitwirkung bei der Ausgestaltung von Regulativen. Jüngste Vorstöße waren zum Beispiel Ansätze zur Erleichterung von grenzübergreifenden Bahnbuchungen in Europa oder auch die Standardisierung von CO2-Reportings, um hier Abläufe und Dokumentation zu erleichtern und gleichzeitig zu Sustainability-Zielen beizutragen.
tma: Möchtest du noch was hinzufügen?
Roman Neumeister: Ja, ich würde mir wünschen, dass unsere stetigen Bemühungen, die ABTA auch 2025 für Mitglieder noch einmal attraktiver zu machen, Früchte tragen!
Das Gespräch führte Elo Resch-Pilcik