Austrian Internet Tarife: Fachverband & ÖRV planen Klage
Als „vertriebstechnischen Wahnsinn“ bezeichnete Mag. Norbert Draskovits, Vizepräsident des ÖRV (Österreichischer Reisebüroverband), die jüngst veröffentlichten Internet-Tarife der Austrian, die die Reisebüro-Tarife um 20 bis 30 Euro pro Ticket unterbieten. Wegen der ungleichen Rahmenbedingungen für die Vertriebskanäle der marktdominierenden Fluglinie plant der Fachverband der Reisebüros mit Unterstützung von ÖRV und ÖVT nun eine Klage einzubringen.
Mag. Norbert Draskovits, Vize-Präsident des ÖRV
„Nach Commission Cuts und der Einführung der Ticket Service Pauschale haben die Reisebüros bereits zu 45 Prozent zur Betriebskostenoptimierung der Austrian beigetragen“, zeigt Draskovits auf. „Die Betriebskosten des nationalen Carriers sind so tief wie nirgends anders in Europa, weshalb wir das Argument der notwendigen Kostensenkung nicht gelten lassen“. Obwohl Draskovits dem Vertriebsinstrument Internet je nach Produktsegment eine dynamische Entwicklung zugesteht, müsste die Chancengleichheit für alle Betriebskanäle gewährleistet sein. „Austrian versucht ein hochqualitativer Business- & Leisure Carrier und gleichzeitig eine Billigfluglinie zu sein, dieser Spagat geht aber zu weit“, kritisiert Draskovits. Auch wäre der Zeitpunkt für einen vertriebstechnischen Quantensprung dieser Art zu früh, da die entsprechenden technischen Lösungen noch nicht bestünden. Die Vorlaufzeit für die Reisebüros wäre zu kurz, gleichzeitig würde die Einführung der Internet-Businesstarife das Firmenkundengeschäft beeinflussen. Entgegen der Argumentation der Austrian könnten durch das Internet keine zusätzlichen Geschäftskunden gewonnen werden, der Geschäftsbereich würde sich lediglich verlagern. „Wenn dieses Konzept aufgeht, ist das einzige Resultat, dass die Austrian um 20 Prozent weniger für ihre Tickets bekommt“, warnt Draskovits.Zurück zur Steinzeit?Wie der ÖRV-Vizepräsident weiter hervorhebt, ist speziell im Firmenkundenbereich der Mehraufwand unzumutbar: „Die Prozesskosten für ein Ticket liegen je nach Größe des Reisebüros zwischen 37 und 50 Euro und stehen in keinem Verhältnis zu den 5 Prozent Provision pro Internet-Ticket“. Firmenkunden legen großen Wert auf die Dienstleistungen, die mit der Ticketbuchung einher gehen, von der Einhaltung der firmenspezifischen Richtlinien bis zur Reisekostenabrechnung. Da die Internetbuchungen über die gängigen Buchungstools Travi oder Amadeus nicht erfasst werden können, zweifelt die Vertretung der Reisebüros daran, dass der Geschäftskunde das neue System annehmen wird. Zwar bietet Austrian den Reisebüros einen Zugangscode zu den Internettarifen an, die dazu aber eine Homepage und eine Buchungsmaschine brauchen. „Ein juristisches Feigenblatt, wenn man bedenkt, das zwar 60 - 70 Prozent der österreichischen Reisebüros über eine Homepage verfügen, aber nur fünf mit einer Buchungsmaschine ausgerüstet sind“, so Draskovits. Auf „Diskriminierung der Handelsvertreter“ wird auch vermutlich die Klage des RB-Fachverbandes aufgebaut sein. Hierzu denkt Draskovits weiter: „Falls wir juristisch nicht Recht bekommen, werden wir uns wirtschaftlich Recht verschaffen und uns Airline-Partner suchen, die alle Vertriebskanäle gleich behandeln, aber auch darauf achten, dass unsere Prozesskosten nicht noch weiter steigen“.