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Thomas Cook AG: “Unser neuer Heimatmarkt ist Europa”

Die Thomas Cook AG hat im Geschäftsjahr 2000/ 01 einen Gewinn vor Steuern und Abschreibungen (EBTA) von 155,2 Millionen Euro erwirtschaftet. Bereinigt man das Vorjahresergebnis um die einmaligen Erträge (Veräußerung der kurzfristig gehaltenen Thomson Travel-Anteile und Flugzeugverkäufe) und rechnet man den Beitrag von Thomas Cook UK aus dem Ergebnis 2000/ 01 heraus, so entspricht dies einer Steigerung von 44,5 Prozent.

Thomas Cook UK wurde bekanntlich im April 2001 übernommen und ist im Geschäftsjahr erstmalig mit sieben Monaten konsolidiert worden.
Konzern mit neuer Leitmarke & neuem Gesicht
“Unser neuer Heimatmarkt ist Europa”, stellte Stefan Pichler, Vorstandsvorsitzender der Thomas Cook AG, fest. „Im Geschäftsjahr 2000/ 01 wurden nur noch 51 Prozent des Umsatzes in Deutschland erwirtschaftet, im laufenden Jahr werden es noch weniger sein.“ Im vorhergehenden Geschäftsjahr waren es noch rund drei Viertel gewesen. 28 Prozent der Umsätze entfielen auf Großbritannien.
„Mit dem Erwerb von Thomas Cook UK hat unser Konzern eine neue Leitmarke und ein neues Gesicht bekommen; ein junges Gesicht, denn das Durchschnittsalter im internationalen, oberen Management-Team liegt nun bei 43 Jahren“.
Bekanntlich hat Thomas Cook außerdem im abgelaufenen Geschäftsjahr 2000/ 01 in Österreich alle Anteile an dem Joint Venture mit Kuoni übernommen. Laut eigenen Angaben erreichte Thomas Cook mit der Marke Neckermann Österreich einen Marktanteil von 21,5 Prozent. Neckermann Österreich wurde ab 1. August 2001 in die Bilanz einbezogen.
Der Umsatz der Thomas Cook AG erreichte im Geschäftsjahr 2000/ 01 insgesamt 7,9 Milliarden Euro. Dabei ist die Verbesserung von 58,3 Prozent gegenübedem Vorjahr überwiegend ein Resultat aus der erstmaligen Einbeziehung von Thomas Cook UK. Um Thomas Cook UK bereinigt, konnte der Umsatz um 13,7 Prozent gesteigert werden.
Stolz zeigte sich Pichler darauf, dass der seit Jahren anhaltende Verfall der Margen gestoppt werden konnte; die Rohertragsmarge verbesserte sich um 2,4 Prozentpunkte auf 31 Prozent des Umsatzes.
1. Quartal: „Achtbar geschlagen“
„Wir haben uns achtbar geschlagen“, kommentierte Stefan Pichler den Verlauf des 1. Quartals des Geschäftsjahres 2001/ 02. Laut Pichlers Angaben lag das EBTA nur ein Prozent unter dem des Vergleichszeitraums im Vorjahr, bei einem gleichzeitigen Gästerückgang von minus 21 und einem Umsatzrückgang von minus 13 Prozent. Pichlers Einschätzung nach werden die Buchungsrückstände im Jahr 2002 nicht mehr aufgeholt werden können, gleichzeitig betont er aber: „Das lässt noch keine Rückschlüsse auf Umsatz und Ergebnis zu!“
Kapazitäten für Sommersaison noch nicht festgelegt
Mit dem „Ergebnissicherungsprogramm“ „Triple T“ (Team, Targets, Thomas Cook), das strenges Kostenmanagement und Einsparungen wo immer möglich vorsieht, reagierte Thomas Cook im Oktober 2001 auf die Buchungsrückgänge: In der Wintersaison 2001/ 02 kam es zu einer Kapazitätsreduktion von 17 Prozent.
Die Reduktion in der Sommersaison 2002 (gegenüber Sommer 2001) soll „weniger stark“ ausfallen, genauere Angaben macht Pichler im Rahmen der Bilanzpressekonferenz noch nicht. „Wir werden uns hinsichtlich der Kapazitäten für die Sommersaison erst nach Ostern festlegen und dabei flexibel bleiben. Entscheidend ist es, eine hohe Auslastung zu gewährleisten“, hielt Pichler fest.
Erholung der Nachfrage, Buchungsverhalten verändert
Pichler erwartet eine sukzessive Erholung der Nachfrage bis Winter 2002/ 03. Das Verbraucherverhalten hat sich seiner Meinung nach jedoch wohl nachhaltig verändert: Tendenzen, die bereits vor dem Einbruch infolge des 11. September existiert hätten, wären von den Ereignissen noch verstärkt worden: Pichler ist sicher, dass die Tendenz zum kurzfristigen Buchen anhalten wird und schließt daraus, dass auch die Geschäftsmodelle noch flexibler gestaltet werden müssen: „Hier bewährt sich das Konzept der vertikalen Integration, mit dem Kapazitäten besser angepasst und ausgelastet werden können“, folgert Pichler, der gleichzeitig „konsequentes Kostenmanagement“ für unabdingbar hält.
Internationalisierung auch im Vertrieb
Die Internationalisierung des Konzerns ist im abgelaufenen Geschäftsjahr durch die Akquisition von Thomas Cook UK mit Siebenmeilenstiefeln vorangeschritten, auch im Vertrieb: Die Gesamtzahl der Vertriebsstellen wurde um rund 80 Prozent auf 3.901 erhöht – davon befinden sich 188 in Deutschland, dem Ursprungsland des Konzerns, 1.484 in Europa, mehr als 300 in Kanada. Die Anzahl der Franchise-Agenturen ist von 544 auf 1.367 erhöht worden. Agenturverträge hält der Konzern mit insgesamt rund 12.800 Reisebüros weltweit.
Der Schwerpunkt des Personalabbaus im Vertrieb lag in Großbritannien, in Deutschland und Mitteleuropa hielt sich die Thomas Cook AG eher an Kurzarbeit und flexibleren Personaleinsatz. Pichler betonte, es sehe zwar keinen Grund, „Triple T“ und damit das strenge Kostenregiment des Konzerns vorzeitig auslaufen zu lassen, gleichzeitig sagte er aber, es gäbe „keinen Grundsatzentscheid“ über die Schließung von weiteren Reisebüros: „Die Nachfrage erholt sich sukzessive, deshalb sind wir vorsichtig, keine Vertriebsoutlets übereilt zu schließen.“
„Absage der ITB fiel uns nicht leicht“
Angesprochen auf die Entscheidung im vergangenen Spätherbst, bei der diesjährigen ITB nicht dabei zu sein, sagte Pichler: „Das fiel uns nicht leicht und ist auf keinen Fall als längerfristige strategische Entscheidung zu sehen. Auch wir wissen um die Bedeutung der ITB. Wir können allerdings nicht zum allerletzen Mittel, also den Abbau von Arbeitsplätzen, greifen, ohne vorher nicht jeden Groschen dreimal umgedreht zu haben. Ich stehe zu dieser Entscheidung.“
Thomas Cook Airlines Belgium startet vor Ostern
In der dritten Märzwoche 2002 – rechtzeitig für das Ostergeschäft – soll die neugegründete Charterfluggesellschaft Thomas Cook Airlines Belgium ab Brüssel den Mittelmeerraum, die Kanaren und Ägypten anfliegen, zunächst mit fünf Airbus A320, die im Sub-Lease-Verfahren von JMC rekrutiert wurden. Es ist die erste Fluggesellschaft, die unter dem neuen Firmennamen und Firmenlogo fliegt.
Die Thomas Cook-Veranstaltermarken in Belgien (All Seasons, Neckermann, Pegase und Sunsnacks) werden eng mit der neuen Chartergesellschaft zusammenarbeiten und voraussichtlich mehr als drei Viertel ihrer Gäste mit der fliegenden Konzernschwester befördern. „Eine Airline mit dem neuen Konzernnamen in einem Markt zu lancieren, wo dieser Name noch nicht so bekannt ist, halten wir für eine gute Markenstrategie“, erläuterte Matthias Heck, Konzerndirektor Finanzen der Thomas Cook AG.
Hoffnungsmärkte Indien & China
Als Brückenkopf nach Asien wird ganz besonders Indien gesehen: „Thomas Cook ist seit 121 Jahren in Indien tätig und in den Bereichen Traveller Cheques, Business Travel und Incoming etabliert. Wir wollen sukzessive auch das Outbound-Geschäft in Indien ausbauen, das viel Potenzial birgt“, sagte Pichler.
In China, einem der größten touristischen Hoffnungsmärkte der Zukunft, werden „Marktstudien durchgeführt“, konkreter wollte Pichler zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht werden.