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Österreich – UAE: Saisonal grüßt das Murmeltier

Erinnerungen an den März werden wach. Damals verhandelten Vertreter von Österreich und den Vereinigten Arabischen Emiraten über die bilateralen Landerechte. Anlass war, dass Emirates auf zwei tägliche Verbindungen von/nach Dubai aufstocken wollte.

Basis der Gespräche waren ein unterschriebenes Abkommen aus dem Jahr 1990 und ein nicht ratifiziertes aus dem Jahr 2004 sowie eine Absichtserklärung – ebenfalls nicht unterfertigt - aus dem Jahr 2005, die „Open Skies“ zwischen den beiden Ländern vorsieht. Im März einigte man sich österreichisch: Man genehmigte die 13 Flüge von Emirates vorläufig für den Sommer und unter Auflagen. Nun steht der Winter vor der Tür und es wird wieder verhandelt.

Während Österreich darauf verweist, dass die beiden Abkommen aus den Jahren 2004 und 2005 nie ratifiziert worden seien und daher nicht in Kraft seien, pochen die VAE darauf, dass die Inhalte seit Jahren gelebt würden. Auf dieser Basis habe immerhin die AUA 2008 zwei Flüge pro Tag nach Dubai durchgeführt. Das von Österreich als gültiges Abkommen angenommene Papier aus dem Jahr 1990 wiederum enthalte Klauseln, die heute geltendem Recht widersprechen - etwa zur Absprache bei Preisen, so Tim Clark, President Emirates Airlines, bei einer Pressekonferenz in Wien. Auf dieser Basis könne man genau genommen keine Flüge mehr abwickeln.

Österreich will unter anderem – wie auch die AUA fordert - eine Klausel für fairen Wettbewerb im bilateralen Vertrag festschreiben. Das findet Clark erstaunlich, gebe es doch bereits eine solche, umfassende, Klausel im horizontalen Abkommen mit der EU, die auch für Österreich gelte. Zusätzliche Forderungen seien kaum nachvollziehbar. So hat unter anderem die AUA darauf hingewiesen, dass die Löhne in Dubai wesentlich niedriger seien und Emirates als staatliche Airline, die im gleichen Konglomerat wie der Flughafen in Dubai ist, unfaire Vorteile habe. Die von österreichischer Seite in diesem Zusammenhang kolportierten Löhne von 60 USD im Monat bei Unterbringung in einem Container bezeichnet Clark als „Lüge“. Wer solche Behauptungen aufstelle, solle erst vor Ort sehen, wie die Wirklichkeit sei, sagte dazu Clark. Ein durchschnittlicher Arbeiter beim Bodenpersonal verdiene 1.000 bis 1.200 USD im Monat, steuerfrei, und beziehe dazu noch Quartier mit allen Neben- und Transportkosten. Die Einkommen zu vergleichen sei aber einfach sinnlos. Und wenn Österreich nun Emirates aufgrund niedrigerer Löhne in Dubai die Landerechte verweigern wolle - was sei dann mit Airlines aus Afrika oder China, wo die Löhne noch viel niedriger seien, vergleicht Clark. Sollte es in den aktuellen bilateralen Verhandlungen keine Einigung geben, dann werde wohl weiterverhandelt und Emirates würde dann wohl für den Winterflugplan mit einer weiteren vorläufigen Genehmigung zwei Mal pro Tag Wien anfliegen, erwartet Clark. „Zu 99,99%“ finde man letztlich eine Einigung.

Clark bedauert, dass die Abkommen von 2004 und 2005 noch im Geiste einer Liberalisierung geschrieben worden seien, dass aber jetzt - seitdem die AUA der deutschen Lufthansa gehört - die österreichischen Behörden sehr restriktiv seien, vermutet Clark. So habe Österreich bei den Verhandlungen im März eine Klausel vorgeschlagen, wonach sie einseitig unfaire Praktiken feststellen und auf diese Basis die Flüge suspendieren hätten können - ohne auch nur das Recht auf Gegendarstellung für die VAE. Das sei im diplomatischen Bereich völlig beispiellos und für die VAE inakzeptabel gewesen.

AUA fühlt sich bedroht
Die AUA fühlt sich in ihrer Stellung in Wien bedroht. Die Aufstockung der Emirates-Flüge von 7 auf 13 zeige – so AUA-Sprecher Hehemann in einer Aussendung - bereits nach wenigen Monaten Wirkung. Im Juni 2011 sei der Markanteil von Emirates auf der Strecke Wien-Dubai um 6 Prozentpunkte auf 70% gestiegen; der von Austrian Airlines von 33 auf 26% gesunken. Auf der Strecke Wien-Bangkok habe Emirates ihren Marktanteil 4 auf 7% fast verdoppelt. Der Marktanteil von Austrian Airlines sei von 52 auf 49% gesunken. Die reinen Marktanteilzahlen seien aber nicht entscheidend: Emirates mache mit niedrigen Preisen gezielt Druck in den höherwertigen Buchungsklassen, die für die Rentabilität einer Verbindung maßgeblich seien, so Hehemann. Emirates-Österreich-Boss Gross „kann nicht nachvollziehen", warum die AUA ihre Langstrecke durch Emirates bedroht sehe. So biete die AUA jährlich 55.000 Sitze von Wien nach Bangkok (110.000 hin und zurück), Emirates habe hingegen in einem Jahr in Österreich nur 1.707 Tickets auf dieser Strecke verkauft. Auf den sechs Destinationen, die die AUA nonstop anfliegt, habe Emirates unter 6% Marktanteil. Und auf der Strecke nach Dubai verdienen beide gut - auch die AUA habe sich da nie beschwert. „Von einer Bedrohung der Langstrecke zu reden ist absurd", meint Gross. (red)





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