Europäischer Radiologie-Kongress tagte zum 20. Mal in Wien
Der ECR ist nicht nur einer der größten medizinischen Kongresse weltweit, sondern tagt auch ausschließlich in Wien – und zwar stets im Austria Center Vienna (ACV).
Von 1991 bis 1999 wurde der Kongress alle zwei Jahre abgehalten, seit 2000 alljährlich – heuer von 6. bis 10. März und zum 20. Mal. Bei diesem Jubiläum verzeichnete er 20.010 Teilnehmer aus 115 Ländern, und 300 Firmen präsentierten dabei auf über 26.000 Quadratmetern die größte medizinische Industrieausstellung aller Kongresse in Europa.
Weil das kontinuierliche Wachstum des ECR immer mehr Raum erforderte, hatte das Austria Center Vienna sein Gebäude eigens für diesen „Stammgast“ schon zweimal um Ausstellungsflächen erweitert. Doch heuer wurden auch diese Grenzen gesprengt: Um die mehr als 1.800 Vorträge abhalten zu können, verhandelten die Europäische Gesellschaft für Radiologie und das ACV erfolgreich mit den „Vienna-based Organisations“ der UNO, sodass erstmals auch deren Konferenzräumlichkeiten in einer Halle des Vienna International Center genutzt werden konnten.
Alle Vorträge per Live-Stream im Internet
„Wir haben das Jubiläum würdig begangen und sind dabei auch unserem Ruf als einer der modernsten medizinischen Kongresse der Welt gerecht geworden. So konnten erstmals in einem Multimedia Classroom die neuesten Computeranwendungen für die Radiologie vor Ort unter fachkundiger Anleitung getestet und trainiert werden“, berichtet Peter Baierl, Executive Director der Europäischen Gesellschaft für Radiologie.
Die größte technische Errungenschaft war aber wohl die Installation der „ECR Live“ Plattform, auf der sämtliche Vorträge per Webstream übertragen wurden – gratis und in Echtzeit. Interessierte aus aller Welt hatten damit die Möglichkeit, den Kongress von zu Hause aus nicht nur zu verfolgen, sondern auch aktiv daran teilzunehmen. Denn die „ECR Live Social Media Wall“ gab ihnen Gelegenheit, sich mit Teilnehmenden und Vortragenden auszutauschen – per Facebook, Twitter oder Chat. Auch nach dem Kongress ist es nun möglich, die Vorträge „on demand“ anzusehen.
Die Licht- und Schattenseiten der Kontinuität
Die exklusive Konzentration des ECR auf Wien bringt Vorteile aber auch Herausforderungen mit sich, betont Baierl: „Über einen derart langen Zeitraum immer in derselben Destination zu tagen, erleichtert Vieles. Wir kennen alle Gegebenheiten der Stadt und des ACV in- und auswendig. Außerdem sind wir mit allen Partnern hier so effizient vernetzt und haben ein so hohes gegenseitiges Vertrauen aufgebaut, wie es nur in langjähriger Kooperation möglich ist“.
Andererseits sei es aber auch schwer, immer am selben Ort genug langjährig wiederkehrendes Publikum anzuziehen, so Baierl: „Die Kongresswirtschaft ist in einem Umbruch, der in den nächsten Jahren empfindliche Änderungen auf uns zukommen lassen wird: Die Zusammenarbeit und die Unterstützung durch unsere Industriepartner verändert sich, und man wird hier neue Wege begehen müssen“.
Schönheit der Stadt hat kaum noch Bedeutung
Die neuen Formen der Online-Kommunikation, die erwiesenermaßen bereits stark genützt werden, ermöglichen eine virtuelle Kongressteilnahme, und der Kongressgast muss nicht mehr unbedingt vor Ort sein. Das wirkt sich auf die Ansprüche jener, die dennoch anreisen, aus.
Die Schönheit einer Stadt, ihre kulturellen Vorzüge und dergleichen, haben im Kongresswesen kaum noch Bedeutung. Ausschlaggebend sind heute eine hervorragende Infrastruktur, exzellente Verkehrsverbindungen, ein ausgezeichnetes Hotelangebot und das alles zu einem angemessenen, leistbaren Preis.
„Wien hat hier ein hervorragendes Angebot, doch für unseren Kongress, der mit seiner alljährlichen Präsenz eine Ausnahmeerscheinung darstellt, sehe ich durchaus Optimierungspotenzial. Dies betrifft insbesondere die Kontingentpreise bei den Hotels und die Ticketpreise der öffentlichen Verkehrsmittel für unsere Kongressteilnehmer. Ich setze diesbezüglich große Hoffnungen in die Kooperationsbereitschaft aller Beteiligten“, meint Baierl. (red)