Neuropädiatrie-Kongress im Austria Center Vienna
Mehr als 1.000 Kinderneurologen kommen heuer von 27. bis 30. Mai zum europäischen Neuropädiatrie-Kongress (EPNS) ins Austria Center Vienna. Neueste Erkenntnisse sollen Kindern und Jugendlichen eine bessere Organfunktion und damit mehr Lebensqualität ermöglichen.
Neurologische Erkrankungen oder Schädigungen mit Dauerfolgen sind bei Kindern und Jugendlichen keine Seltenheit. Sie treten sogar relativ häufig auf. Am häufigsten leiden die Patienten unter infantiler Zerebralparese und Epilepsie sowie Muskelerkrankungen und Bewegungsstörungen.
„Alleine in Österreich sind 3% bis 5% der Kinder und Jugendlichen betroffen – das sind 48.000 bis 80.000 junge Menschen“, schätzt Prim. Univ.-Doz. Günther Bernert, Ärztlicher Vorstand des G.v. Preyer’schen Kinderspitals und Chairman des EPNS.
Österreicher als internationale Vorreiter
Das G. v. Preyer’sche Kinderspital und die Arbeitsgruppe um Doz. Bernert in Wien sind auf neuromuskuläre Krankheiten spezialisiert. Das sind Erkrankungen des peripheren Nervensystems und der Muskulatur. Hier werden derzeit im Rahmen internationaler Therapiestudien erste gentherapeutische Therapien angewandt. Auch andere Behandlungschancen bei Muskelerkrankungen werden umgesetzt sowie in Zusammenarbeit mit der Grundlagenforschung auch radikal neue Therapieansätze untersucht.
Die Forschungsgruppe Epilepsie Monitoring Unit (EMU) in der Kinderklinik am AKH in Wien, die von Univ.-Prof. Dr. Martha Feucht geleitet wird, setzt wiederum international Maßstäbe im Bereich der Gehirnchirurgie bei Epilepsie-Patienten. Diese wird angewandt, wenn herkömmliche Medikamente nicht greifen. In Österreich sind derzeit 10 bis 15 von 1.000 Kindern von Epilepsie betroffen.
EPNS als Plattform für 1.000 Spezialisten
Neue Erkenntnisse zu diesen Erkrankungen sind auch die zentralen Themen des EPNS-Kongresses. Im Mittelpunkt stehen zudem die fetale Neurologie und die Neurorehabilitation, wo computergestützte Rehabilitationsmaßnahmen und die Einsatzmöglichkeit von Botulinumtoxin diskutiert werden. Ein Höhepunkt des Kongresses sind auch die Erkenntnisse über die erste zugelassene Gen-Therapie bei Muskelschwund.
„Auch wenn viele Erkrankungen des kindlichen Nervensystems derzeit nicht heilbar sind, so gibt es heute schon gute Therapien. Im Vordergrund aller dieser Therapien steht die Verbesserung der Lebensqualität, um den jungen Patienten eine bessere Organfunktion und damit auch eine bessere soziale Teilhabe zu ermöglichen“, betont Prim. Univ. Doz. Günther Bernert.
Der EPNS-Kongress ist der Jahreskongress der European Paediatric Neurology Society, die international mehr als 1.000 Kinder- und Jugendneurologen vertritt. Im Vorfeld des EPNS-Kongress 2015 findet von 25. bis 26. Mai erstmals auch das International Symposium on Advances in Neuromodulation in Children in Wien statt. (red)