GDS-Gebühr: VDR übt massive Kritik an Lufthansa
In einem offenen Brief an den Lufthansa-Passagevorstand Jens Bischof übt der Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) massive Kritik an der geplanten Einführung der Distribution Cost Charge (DCC) und fordert, auf die Einführung „bis auf weiteres“ zu verzichten.
Die deutsche Wirtschaft basiere auf verlässlichen Partnerschaften zwischen Unternehmen und deren Kunden wie auch zwischen Unternehmen und Dienstleistern. Die Einführung der DCC bedeute dabei eine grundlegende einseitige Systemveränderung: Wer nicht folge, zahle mit einem Zuschlag von 16 Euro pro Ticket „in Summe einen hohen Preis“, schreiben Präsident Dirk Gerdom, Vizepräsident Ralph Rettig und Hauptgeschäftsführer Hans-Ingo Biehl in dem Brief.
„Die Reduzierung von Vertriebskosten ist ein nachvollziehbares Anliegen. Aber die Lufthansa hat ihre marktdominierende Stellung in Zentraleuropa dazu benutzt, um mit der DCC die Marktbeteiligten wiederum vor vollendete Tatsachen stellt“, kritisieren die drei Manager.
Buchungsalternativen sind für VDR keine Lösung
Die von der Lufthansa als Buchungsalternativen zu den herkömmlichen Reservierungssystemen genannten Kanäle (LH-Agent oder lufthansa.com) sind dabei aus Sicht des VDR keine Lösung: „Transparenz, Vergleichbarkeit und damit Neutralität gehen verloren. Wichtige Buchungsdaten, die es unter anderem ermöglichen, in Krisenfällen den Aufenthalt der Reisenden zu bestimmen, sind nicht mehr nachvollziehbar oder müssen mit hohem Aufwand manuell erfasst werden“, heißt es in dem Brief an Bischof.
Während der zahlreichen Streiks seit April 2014 hätten die Geschäftsreisebüros für ihre Kunden auf Hochtouren gearbeitet. Sollten sämtliche Flug- und Buchungsänderungen künftig über die Lufthansa-Website abgewickelt werden, müsste hier an vielen Stellen nachgerüstet werden. Dieser administrative und prozessuale Mehraufwand verursache in den Unternehmen „Kosten in mehrstelliger Millionenhöhe“, die Inkaufnahme des Zuschlags bei Buchung über die bisher üblichen Kanäle ebenfalls.
70% der VDR-Mitglieder wollen Geschäft „wegsteuern“
Nach einer aktuellen Umfrage des VDR planen deshalb auch bereits knapp 70% der 550 Mitglieder, ihr Geschäft von der Lufthansa-Gruppe wegzusteuern, oder ziehen es zumindest in Betracht, sollte die DCC nach heutigem Stand alternativlos eingeführt werden – und immerhin würden die Mitgliedsunternehmen im Geschäftsreisebereich ein Gesamtvolumen von jährlich mehr als 10 Mrd. EUR bzw. 25% des Gesamtmarktes repräsentieren und damit „in erheblichem Maße zum Umsatz der Lufthansa im Passagebereich beitragen“.
Der Zeitplan für die Einführung der DCC am 1. September 2015 ist jedenfalls in den Augen des Verbandes äußerst knapp bemessen, denn es müsse unbedingt vermieden werden, dass die VDR-Mitglieder die Mehrkosten des Zuschlags tragen, weil bisher keine marktfähigen Alternativen angeboten werden können.
Auch im Angesicht neuerlicher Streiks, bei denen die Lufthansa in der Vergangenheit stets an die Solidarität und das Verständnis der Reisebüro-Partner appelliert habe, richtet der VDR daher einen Appell an den Lufthansa-Passagevorstand, sich offenen Gesprächen zu stellen, um „nach gemeinsamen und tragfähigen Lösungen zu suchen.“ Gleichzeitig solle die Lufthansa von der einseitigen Einführung der DCC „bis auf weiteres“ Abstand nehmen, fordert der VDR. (red)