6.000 Anwälte tagen im Austria Center Vienna
Seit 4. Oktober 2015 tagt mit der IBA der größte weltweite Verband von Anwältinnen und Anwälten im Austria Center Vienna. Der Kongress, der nach 1984 zum zweiten Mal in Wien stattfindet, dauert noch bis 9. Oktober.
Die International Bar Association (IBA) wurde 1947 gegründet und ist die weltweit führende Organisation und Vertretung für international tätige Anwälte und Anwaltskammern. Aktuell zählt sie mehr als 55.000 Mitglieder aus mehr als 160 Ländern. Der jährliche Hauptkongress der IBA findet immer im Herbst statt.
Der Bogen der 200 Workshops und Sessions, bei denen Anwälte aus aller Welt an sechs Konferenztagen Best-Practice-Beispiele vorstellen, Erfahrungen austauschen und über mögliche Guidelines diskutieren, ist breit gefächert und reicht von Bankrecht über Strafrecht bis zu Schiedsgerichtsverfahren.
Jahreskongress als wesentlicher Impulsgeber
„Die jährliche Konferenz ist das Forum der IBA und trägt wesentlich zur Rechtsentwicklung in aller Welt beiträgt: Rechtsvergleichend werden aktuelle Trends und neue Ansätze vorgestellt, die teilweise bereits praktiziert werden. So bekommen Themenbereiche einen Schub und führen oft zu gesetzgeberischen Maßnahmen rund um den Globus“, erklärt Dr. Michael Kutschera, Managing Partner der renommierten Wiener Kanzlei Binder Grösswang und Vorsitzender des Host Committees der IBA-Konferenz in Wien.
Er sieht die IBA insbesondere im Wirtschaftsrecht als wesentlichen Impulsgeber bei der Rechtsentwicklung: „Vor 30 Jahren gab es zum Beispiel nur in einigen Staaten, wie den USA, ein Übernahmerecht. Von dort kam der Impuls zur Regelung in anderen Staaten nicht zuletzt über Anwälte. Durch die Berichte und Diskussionen im Rahmen von IBA-Konferenzen und dank der, von der IBA verfassten Best Practices, werden entscheidende Impulse zur Weiterentwicklung des Rechts gesetzt“.
Freie Anwaltschaft für unabhängige Gerichtsbarkeit
Eines der Leitthemen der diesjährigen Konferenz ist das Thema Grund- und Menschenrechte. Gerade in Anbetracht der derzeitigen Flüchtlingssituation erfährt dieses Thema eine ganz besondere Bedeutung. Die IBA engagiert sich dabei sehr für die Unabhängigkeit der Rechtspflege, da diese eine Grundvoraussetzung für den Rechtsstaat und die Freiheit der Bürger sei.
„In den Augen der IBA – wie auch der Rechtsanwaltschaften – ist eine freie Anwaltschaft unabdingbar“, so Kutschera: „Denn die Unabhängigkeit der Anwälte ist eine Voraussetzung für die Unabhängigkeit der Gerichte. Dabei gilt es auch, klare Richtlinien für die Rolle von Nicht-Anwälten, die zunehmend in der Rechtsberatung und -vertretung tätig sind, zu finden“.
Gemeinnütziges Engagement nimmt zu
Auch die gesellschaftspolitische Verantwortung der Anwaltschaft ist Thema bei der IBA-Konferenz in Wien. Insbesondere große Kanzleien engagieren sich intensiv gemeinnützig – von der rechtlichen Betreuung von Museen und Asylwerbern bis zur Hilfe in Strafprozessen, wie etwa in den USA, wo Personen, die in der Todeszelle sitzen mit hohem Aufwand von prominenten Namen anwaltlich unterstützt werden.
Dr. Kutschera sieht auch in Österreich ein zunehmendes Engagement seiner Zunft: „Corporate Social Responsibility wurde anfangs oftmals nur als Add-on-Marketingtool eingesetzt, dennoch haben sich in den letzten Jahren vermehrt Kanzleien sozialen Projekten aus Überzeugung gewidmet. Auch wir bei Binder Grösswang unterstützen zum Beispiel im Moment Flüchtlinge in Österreich. Sowohl Mitarbeiter wie auch Partner sollen dazu animiert werden gemeinsam anzupacken“. (red)